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Fundstücke

Schauspieler Selenskyj gibt den Trump

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelFreitag, 27.09.2019

Das Transkript des Trump-Selenskyj-Telefonats ist zwar schon seit ein paar Tagen auf dem Markt, und wer sich ein wenig für die Weltlage interessiert, dürfte es bereits gelesen haben. Ich möchte hiermit aber zum nochmaligen Studium auffordern und das Augenmerk dabei auf einen sehr speziellen Aspekt des Gesprächs richten. Deswegen auch das Posting in den Fundstücken, denn ich glaube, in dem Protokoll etwas gefunden zu haben, was bislang noch nicht ausreichend gewürdigt worden ist. Außerdem finde ich, dass dieses historische Dokument einen Platz bei piqd finden MUSS.

Zur Sache: Es geht mir um die Rolle, die der ukrainische Präsident in dem Gespräch spielt. Und ich sage bewusst "Rolle" und "spielt". Besonders bemerkenswert finde ich nämlich den unterwürfigen Sound. Salopp formuliert würde ich sagen, Selenskyj schleimt sich gewaltig ein beim Kollegen US-Präsidenten ein: "Yes you are absolutely right. Not only 100 percent, but actually 1000 percent." Da gibt Selenskyj fast schon selbst den Trump, der solche schwachsinnigen Ausdrücke wie "1000 percent" bekanntlich liebt. Fast könnte man meinen, Selenskyj spiegelt Trump.

Ist das nun die hohe Kunst der Diplomatie oder einfach nur peinlich? Ich bin mir nicht sicher, würde aber den Kunstaspekt keinesfalls kleinreden wollen. Immerhin ist Selenskyj ein gelernter Schauspieler, und zwar einer, der selbst lange einen Präsidenten gespielt hat. Auf jeden Fall hört er sich absolutely Trump-like an:

I just wanted to assure you once again that you have nobody but friends around us. I will make sure that I surround myself with the best and most experienced people. I also wanted to tell you that we are friends. We are great friends and you Mr. President have friends in our country so we can continue our strategic partnership. I also plan to surround myself with great people.

Und die Moral von der Geschichte? Das Niveau der Weltpolitik ist in Trump-Zeiten so tief gesunken, dass man sich vor einem weiteren Niedergang nicht mehr fürchten muss.

Schauspieler Selenskyj gibt den Trump

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Kommentare 2
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 5 Jahren · bearbeitet vor 5 Jahren

    Der Hinweis auf die Schauspielerei ist gut. Für mich las sich das sogar ein wenig so als würden sich hier zwei Schulhofschläger - oder in der Steigerung zwei Mafiabosse - gegenseitig Honig um den Mund schmieren. Der eine selbstbewusst und Bewunderung einfordernd, der andere ständig eiertanzend darauf bedacht, keinen Fehltritt zu tun, der den Boss veranlassen könnte, aus heiterem Himmel auszuticken.

    Wer in Schule oder Beruf schon einmal mit so einem Bully aneinander geraten ist, dem sollte diese gefährliche Mischung aus Bewunderung heischender Anbiederei bei ständig drohendem Gewaltausbruch gut bekannt sein. Der Bully Selenskyj spielt dieses Spiel mit, weil er nur allzu gut weiss, wie sein Gegenüber tickt.

    Und die Art und Weise, wie sie sich die Andeutungen der erwarteten Gefälligkeiten, bzw. Kooperationen (speziell bezüglich Guliani und des ominösen Servers) um die Ohren hauen, ohne einmal wirklich konkret zu werden, erinnert schon wirklich mehr an "der Pate" als an ein Gespräch zwischen zwei demokratisch legitimierten Staatsoberhäuptern.

    1. Ulrich Krökel
      Ulrich Krökel · vor 5 Jahren

      Der Pate, das passt. Und dass Selenskyj begriffen hat, wie Trump tickt, ist offensichtlich. Aber auf welchem Niveau das abläuft, ist schon erschreckend.

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