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Europa

Handelszentren statt Handlungsfreiheit: Warum die Polen so unzufrieden sind

Ulrich Krökel
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
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Ulrich KrökelDienstag, 19.12.2017

Möglicherweise leitet die EU-Kommission morgen (Mittwoch) ein Rechtsstaatsverfahren nach Artikel 7 gegen Polen ein. Wohin die offene Konfrontation zwischen Brüssel und Warschau noch führen kann, ist völlig offen. Selbst das Wort vom Polexit macht vermehrt die Runde, obwohl das Szenario nach meiner (unveränderten) Einschätzung wenig wahrscheinlich ist. Am Ende hängt aber fast alles von der inneren Entwicklung in Polen ab, und dazu hat Roswitha Schieb in der NZZ ein lesenswertes Interview mit der Schriftstellerin Inga Iwasiów geführt, das die Hintergründe sehr schön herausarbeitet, wie ich finde.

Offensichtlich ist, dass viele Politiker im Westen noch immer kein echtes Verständnis dafür entwickelt haben, was in Polen und anderen Staaten des östlichen Mitteleuropa eigentlich vor sich geht. Woher kommen all die Orbáns und Kaczyńskis (Andrej Babiš in Tschechien nicht zu vergessen)? Haben "die Osteuropäer" in den vergangenen 25 Jahren nicht alles bekommen, was sie sich nur wünschen konnten? Dazu Iwasiów:

Die liberalen Veränderungen nach 1989 lassen sich mit einem schnellen Zug vergleichen, in den ein Teil der Gesellschaft nicht einsteigen konnte. Diese Menschen wurden aus den grossen Arbeitsbetrieben, aus den PGR [volkseigenes Gut im Sozialismus], aus den Werften, aus den Bergwerken hinausgeworfen und konnten sich nie als handelnde Subjekte empfinden. Gleichzeitig schossen Handelszentren aus dem Boden, Vermögen wurde angehäuft, und im Fernsehen waren unerschwingliche Welten zu sehen, von denen sich die immer ärmer werdende Mehrheit verspottet fühlte.

Damit, finde ich, sollte man sich zunächst einmal auseinandersetzen (wollen), bevor man, wie unlängst SPD-Chef Martin Schulz, wilde Drohungen ausstößt.

Handelszentren statt Handlungsfreiheit: Warum die Polen so unzufrieden sind

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