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Pop und Kultur

„You can ask me anything“ – Nick Caves grandiose ‚Red Hand Files’

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampSonntag, 07.10.2018

Nick Cave, der Dylan/Cash/Cohen unserer Zeit, hat Interviews stets gehasst (und zuweilen auch die Interviewer – Dylans ‚Ballad of a Thin Man’ ist Caves ‚Scum’), und wie Dylan war auch er stets bemüht um den Abstand zu seinen Fans – Unnahbarkeit, die zuweilen verächtlich wirkte, als Selbstschutz und Mittel zum Mythos. Dann starb Caves Sohn Arthur. Das war vor drei Jahren. Seitdem vollzieht der Mann einen Prozess der Öffnung, der beispiellos ist in der Pop-Geschichte. Zuerst ließ er in Zeiten der tiefsten Trauer einen Film drehen (‚One More Time With Feeling’), der die Aufnahmen zum Album ‚Skeleton Tree’ dokumentiert, vor allem aber Caves Umgang mit dem Schmerz und sein Ringen ums Weiter. Zeitgleich erhielt er via Social Media Zuschriften von Fans, die ihre eigenen Geschichten teilten, was ihm und seiner Frau dabei half, den eigenen Schmerz zu überstehen. Cave ging auf Tour, badete in der Menge, hielt Hände, holte Leute auf die Bühne, und weil die Spielstätten größer waren denn je, ließ er Abende veranstalten, an denen er vor Hunderten Fans saß und unter dem Motto ‚So, What Do you Want To Know?’ Fragen beantwortete. Seine ‚Red Hand Files’ gehen nun noch einen Schritt weiter: „You can ask me anything. There will be no moderator. This will be between you and me. Let's see what happens. Much love, Nick.“ Diese Homepage, dieses Projekt, ist ganz frisch, und wenn man Cave danach fragt, schreibt er: 

„I really have no idea what I am doing with that, but I just feel there is something in there that could ultimately become a powerful tool of communication. It would be an accumulative thing, I think.”

Die bisher veröffentlichten Antworten sind von einer Tiefe, Schönheit und Wahrhaftigkeit, dass sie an Montaignes ‘Essais’ erinnern – vor allem aber reichen sie weit über Nick Caves musikalisches Wirken hinaus. Man muss kein Fan sein, um in diesen wundervoll ausufernden Ausführungen Anregungen zu finden für die Antwort, nach der wir alle suchen: Wie leben?

„You can ask me anything“ – Nick Caves grandiose ‚Red Hand Files’

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Kommentare 2
  1. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 6 Jahren

    Zur Ergänzung... https://www.newyorker....

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 6 Jahren

    Und schwupps ist der Glauben in die Menschheit und an das Internet wiederhergestellt. Vielen Dank für diesen wundervollen Hinweis. Man kann nur staunen, wie Cave mit diesem Schicksalsschlag umgeht. Die Konzerte seitdem sind echte Messen und die Doku für mich eine der berührendsten "Musiker-Filme" aller Zeiten.

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