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Schluss mit dem Relativieren — wer Rassisten wählt, ist selber einer

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampMittwoch, 30.10.2019

Huch, die AfD hat in Thüringen ganz schön abgeräumt, aber zum Glück darf sie nicht regieren, und wir müssen uns echt mal um die armen abgehängten Ossis kümmern, was ist eigentlich noch mal genau los mit denen? — So ungefähr lässt sich vermutlich die allgemeine Stimmung zusammenfassen ein paar Tage nach der Thüringen-Wahl. Hier zwei zornige Texte, deren Autoren das Relativieren und Verstehenwollen satt haben.

Dimitrij Kapitelman, der hier auf Piqd die besten Reportagen empfiehlt, schreibt in ‚Wir toleranten Trottel‘ über das Aufatmen nach der Wahl, weil die AfD ja "vorerst nicht die Polizei" befehligt, und wie falsch das ist, quasi eine wegduckerische Bequemlichkeit derer, die nicht dort leben müssen, wo fast ein Viertel der Wähler die Faschos gewählt hat. Stattdessen immer die Frage nach dem Warum, oder wie David Hugendick in seinem Kommentar 'Und nun wieder gaaanz viel zuhören' schreibt: "Anstatt den naheliegenden Gedanken in Betracht zu ziehen, dass, wer einen Rechtsextremen wählt, möglicherweise selbst einer sein könnte, werden laufend außerpolitische Erklärungen herangezogen, die den Blick aufs Eigentliche verunklaren.“ Das „Eigentliche“, also der Grund für den Erfolg der AfD, ist für den Soziologen Alexander Yendell ganz klar: “Die Diskussion über wirtschaftliche Gründe für den Erfolg der Rechten führt in die Irre. Das verbindende Element der AfD-Wähler ist Fremdenfeindlichkeit.”

Aber immerhin haben doch drei Viertel der Wähler demokratische Parteien gewählt, mag man nun beschwichtigend anmerken. Dem antwortet Kapitelman:

"Ich würde als nicht weißer Mensch in Thüringens Ortschaften wie Paska (64,4 % AfD), Ballhausen (47,3 %) oder Gera (fast 30 Prozent) nachts nicht auf dieses demokratische Dreiviertel bauen. … Daher mein Appell, mit miserablem Ruhepuls: Bei all den Debatten um die Mitte Deutschlands nicht zu vergessen, dass die, die am wenigsten Einfluss auf diese Auseinandersetzung haben, mitten im Sturm stehen.“

Schluss mit dem Relativieren — wer Rassisten wählt, ist selber einer

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Kommentare 6
  1. Kerstin A.
    Kerstin A. · vor 5 Jahren

    Bei der letzten Bundestagswahl und der letzten EU-Wahl kamen 2/3 aller Wählerstimmen aus den sog. alten Bundesländern. Es haben also mehr Westdeutsche die AfD gewählt als Ostdeutsche. Ein Fakt, der permanent in den bundesdeutschen Medien verschwiegen wird. In Bayern haben mehr WählerInnen die AfD gewählt als in Sachsen. Das gilt auch für Baden-Württemberg. Und vor dem Faktenhintergrund, dass es seit der Gründung der Bundesrepublik systemimmanent ist, Alt- und Neunazis und deren Strukturen (Parteien, Vereine, Organisationen, Wehrsportgruppen uä) zu schützen und zu unterstützen, ist jegliches Aufgeheule wegen AfD-Wahlergebnisse im Osten nur ein weiteres Paradebeispiel für westdeutsche Doppelmoral. Sich über den Osten empören und gleichzeitig so tun, als ob die braungeistigen Dreckberge vor westdeutschen Haustüren nicht existieren würden. Das heute die AfD im Bundestag sitzt, dafür erfolgte seit der Gründung der Bundesrepublik systematisch die Weichenstellung.

    1. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor 5 Jahren

      !!!

  2. Emran Feroz
    Emran Feroz · vor 5 Jahren

    Vielen Dank. Ich denke, solche Beiträge sind dringend notwendig. Egal, ob in Deutschland, Österreich oder anderswo: Rechte Parteien werden oftmals nicht TROTZ ihrer Fremdenfeindlichkeit gewählt, sondern gerade eben DESHALB. Als jemand, der von diesen Rassismus tagtäglich betroffen ist, fühlt man sich dann auch ziemlich blöd, wenn vermeintlich aufgeklärte, weiße Freunde und Bekannte einem weismachen wollen, dass das gar nicht so sei.

    1. Michael Praschma
      Michael Praschma · vor 5 Jahren

      Emran Feroz, sorry, ja klar!!! Jede Andeutung davon, dass Betroffene Verständnis für Fremdenfeindlichkeit aufbringen (!) müssen (!!!), ist indiskutabel, da bin ich voll bei dir.

  3. Michael Praschma
    Michael Praschma · vor 5 Jahren

    Das hört sich ein bisschen danach an, als würde die Sache besser, wenn man n i c h t mehr versuchen würde, die Ursachen für den zunehmenden Faschismus zu erkennen. Politik kann aber leider keine Zivilcourage in der Straßenbahn verordnen. Und den Rechtsstaat so weit mit Polizei und Justiz aufzurüsten, bis zumindest keine faschistisch motivierten Rechtsbrüche mehr nicht binnen Tagen nicht scharf santioniert sind, wird zwar ein bisschen helfen, aber keine Gesellschaft übersteht es unbeschadet, wenn ein Kessel immer fester zugedrückt wird, aber nicht vom Feuer kommt. Aber, ja: Wer glaubt, den Schlechtmenschenversteher spielen zu müssen, gehört aus erzieherischen Gründen mit einer Kippa auf dem Kopf durch zeckenbefreite Zonen geschickt.

    1. Tino Hanekamp
      Tino Hanekamp · vor 5 Jahren · bearbeitet vor 5 Jahren

      Das mag sich in meiner Anmoderation vielleicht ein bisschen so anhören, ist aber durchaus komplexer und in den vorgestellten Texten auch nicht so gemeint, liest man dann.

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