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Es ist das Herz so schwer, denn Wiglaf Droste ist nicht mehr — zum Abschied drei Texte

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampSamstag, 18.05.2019

Was soll der Scheiß? Warum stirbt der einfach, und das mit 57? Und warum war es in den letzten Jahren so ruhig um ihn, den liebevollen Beißer, militanten Satiriker und naturgewaltigen Genussmenschen, der so kunstvoll mit Worten jonglierte, dass man vor lauter Freude und Staunen oft erst begriff, was für Splittergranaten seine Sätze waren, als die Getroffenen vor lauter Empörung Purzelbäume schlugen, die sie nur noch dämlicher aussehen ließen? Ich bin ihm ein paar Mal begegnet, das erste Mal, als ich 16 war und wir mit unserer linken Aktionsgruppe im Schützenhaus unseres ostdeutschen Dreckskaffs eine Droste-Lesung veranstaltet haben. Der Saal war voll, draußen lauerten wie immer die Faschos, und Droste kam und kam nicht, und dann kam er doch, bollerte mit einem Jutebeutel auf die Bühne, packte ein paar Bier aus und einen Stapel zerfledderter Zettel und legte los. Später stürmten die Faschos wie immer den Laden, und was Droste gemacht hat, weiß ich nicht mehr, wir haben ja auch sehr viel Bier getrunken, weggelaufen ist er jedenfalls nicht. Hier, hier und hier die bisher besten Nachrufe, vor allem aber sollte man die Unverschämtheit seines Ablebens zum Anlass nehmen, seine Texte zu lesen, damit man nicht vergisst, was man jetzt für immer vermisst. Hier gibt’s "Lustige Denunzianten — ein Abend mit deutscher Volksmusik“, hier seinen letztlich zur Militanz aufrufenden Klassiker von 1993 „Mit Nazis reden“ …

"Alle Welt sucht das Gespräch mit Rechtsradikalen. Warum? Haben sie einem etwas zu sagen? Ist nicht hinlänglich bekannt, was sie denken, fordern und propagieren? … Muß man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, - das Gegenteil ist der Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen."

… und unten verdingst „Über Berliner Straßenköter“ — die Hunde mag er sehr, die Berliner Hundehalter nicht so sehr.

Tschüs, Wiglaf, du lieber Mensch.

Es ist das Herz so schwer, denn Wiglaf Droste ist nicht mehr — zum Abschied drei Texte

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