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Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.
Logischerweise wurden nun auch die Musikfestivals für diesen Sommer abgesagt — Rock am Ring, Hurricane, Wacken, Fusion etc. pp. Man kann sich grob ausmalen, was das für die Veranstalter bedeutet, noch schlimmer wird es aber die Musiker und Musikerinnen treffen und somit auch die Musik als solche. In Zeiten des Streamings verdienen nur noch Superstars Geld direkt mit ihrer Musik, alle anderen verdienen ihr Geld mit Live-Auftritten, und die wird es bis auf sehr lange Zeit nun nicht mehr geben:
* Schon vor der Ausweitung des Veranstaltungsverbots bis in den Herbst wurden in Deutschland 80.000 Live-Veranstaltungen abgesagt – in bundesweit rund 1.200 Clubs, deren Mitarbeiterinnen von der Krise natürlich ebenso betroffen sind wie die Angestellten der Künstler- und Konzertagenturen und der Tournee- und Festivalveranstalter.
* So sagte der US-amerikanische Bio-Ethiker Zeke Williams gerade in einem viel beachteten Roundtable-Gespräch der New York Times, er könne sich nicht vorstellen, dass größere Sport- und Konzertveranstaltungen vor dem Herbst 2021 wieder anlaufen könnten.
* So katastrophal, wie sich die Lage gerade in den Mutterländern der Popmusik, in Großbritannien und den USA, gegenwärtig darstellt, scheint nahezu ausgeschlossen, dass es in absehbarer Zeit überhaupt wieder so etwas wie internationale Konzerttourneen geben wird.
Musiker sind also von der Krise besonders hart getroffen, wahrscheinlich werden die meisten von ihnen für ein Jahr oder mehr so gut wie keine Einnahmen haben. Und:
Mit dem Kollaps der Clubkultur, den wir gerade beobachten ... stehen alle Arten von Musik, die für den Dancefloor produziert werden, vor dem Ende – es waren gerade diese Arten, aus denen die meisten musikalischen Innovationen der letzten Jahre kamen. Ohne die DJ-Kultur, die gerade komplett verschwindet, fehlt dem Pop ein zentrales Labor für die musikalische Erneuerung. Es ist schwer, sich auszumalen, was an deren Stelle treten könnte. Und wie eine Welt aussieht, in der die Menschen Musik nur noch am Laptop und mit dem Smartphone hören und nicht mehr dazu tanzen.
Profitieren von der Situation werden allein:
Streamingdienste wie Spotify, die als Gewinner aus der Krise hervorgehen; nicht zuletzt, weil die ökonomischen Verwerfungen, die auf uns zukommen, so groß sein werden, dass die Leute gar kein Geld mehr haben, um viel davon für Musik auszugeben. In der Welt nach der Krise muss unter erschwerten Bedingungen also wieder ganz vorne damit angefangen werden, die Rechte der Musikerinnen und Musiker gegen diese Monopole durchzusetzen und zu verteidigen. Um dann aus dem, was von der Musikkultur und ihrem Konzertleben noch übrig sein mag, etwas Neues aufzubauen.
Quelle: Jens Balzer zeit.de
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Hmm, wichtiges Thema! Danke für den Piq!
Jedoch ist der Artikel schon sehr schwarzmalerisch... Sicherlich haben (u.a.) Musiker es sehr schwer und es wird nicht wenige Menschen geben, die (erstmal) nicht mehr von ihren bisherigen Einkommensquellen leben können. Allerdings sind sie auch überdurchschnittlich kreativ und gewohnt sich an schwierige finanzielle Situationen anzupassen (wie im Text steht, lebt ein großer Teil "prekär") und viele Musiker, die gerade so mit ihrer Musik über die Runden kommen, machen Musik, weil es ihnen ein Grundbedürfnis ist und nicht weil sie (primär) davon leben wollen!
Ich will die Problematik keineswegs kleinreden, aber "die Zukunft der Musik" ist jedenfalls nicht bedroht! Dinge werden sich ändern, ja! Verschwinden? Click-Bait!