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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Niall Ferguson zählt zu den produktivsten Historikern der Gegenwart. Er ist mit der somalischen Schriftstellerin und Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali verheiratet. Also wahrscheinlich kein praktizierender Rassist. Was er über das geistige Klima und die Machtkämpfe an den angelsächsischen Universitäten sagt, ist nicht neu aber er sagt es drastisch:
In den 1980er Jahren hiess das: Vielfalt an Ideen, Positionen, Zugängen. Heute heisst es: Diversität von Hautfarben, Geschlecht, sexuellen Präferenzen. Die neue Diversität ist das Gegenteil von echter Vielfalt. In ihrem Namen werden all jene diskriminiert, die nicht der gewünschten Weltanschauung entsprechen.
Die Linke agiert Ihrer Ansicht nach also heute so, wie dies das konservative Establishment vor 1968 tat?
Gewiss. Nur – beides ist falsch. Man schafft einen Fehler nicht dadurch aus der Welt, dass man einen zweiten begeht. Das ist kein Fortschritt. ...
Wenn er recht hat, wofür einiges spricht, ist dies die Bankrotterklärung der freien, kritischen Wissenschaft. Und die herrschende Diskussionskultur in vielen Medien zeigt, das gilt nicht nur für die Wissenschaft. Ob es das war, was Gramsci wollte, als er der Linken empfahl, die kulturelle Hegemonie zu erobern?
Quelle: René Scheu, Stanford Bild: Caro / Fotofinder nzz.ch
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...ich habe ja keinen eigenen Einblick in amerikanische Universitäten und habe insofern erstmal Grund zuzuhören, was Ferguson sagt. Nun drehen sich ja diese Geschichten und Vorwürfe um den progressiv (oder von mir aus links) motivierten Niedergang der freiheitlichen Kultur an den angelsächischen Unis seit Jahren immer wieder durch meine timelines. Mindestens ab und zu wurde sehr glaubhaft von wirklich bizarren Auswüchsen berichtet. Alles nicht zu unterschätzen, wenn auch das angeblich so berechenbare und unabdingbare Skalieren aller Dynamik auf unsere Systeme ausbleibt aus meiner Sicht.
Das hier malt vor meinem inneren Auge aber das Bild von einem verbitterten Intellektuellen, der sein Weltbild schwinden sieht. Und einstimmt in den schnappatmenden Chor der angeblich ausgestoßenen Konservativen.
Was ist aber das Problem, wenn ein Prof für Militärgeschichte (!) ersetzt wird durch eine Professorin für Gender-Forschung?
Und vielleicht gibt es keine Meritokratie an amerikanischen Unis mehr - aber gab es die zu vor? In der amerikanischen Gesellschaft sicher nicht, so wie jetzt auch nicht und bei uns auch nicht. Das wäre jetzt als Phänomen einer linken Gewaltherrschaft?
Und der Mob, der in den sozialen Netzwerken andere niederschreit? Vielleicht ist es meine Bubble, aber dem vernehmen nach scheint der ja bei uns einstweilen eher rechter Natur zu sein oder?
"Den Kanon der toten weissen Männer zu dekonstruieren" klingt für mich jetzt auch eher nach einem interessanten Ansatz. Klar nicht als Zwang, aber als Ansatz...
Und so zieht sich das durch den ganzen Text.
Mir scheint die Diskrepanz einfach zu abgrundtief zwischen dieser behaupteten, feindlichen Übernahme durch eine diffuse Linke und der realpolitischen Entwicklung der letzten 30 Jahre. Anders gesagt: falls es eine beherrschende Linke gibt irgendwo, so stellt sie sich beim Herrschen wirklich dämlich an.
Die Konservativen und ihre Opferrolle...
Wann waren sie oder der Autor zuletzt an einer Universität? In Deutschland ist der RCDS mittlerweile an vielen Universitäten stärkste Studentenkraft, die Wahlen sind ausgeglichen...
Und haben Sie schon mal Wirtschaftslehre oder Rechtswissenschaften an einer Universität erlebt? Das ist neoliberal und reaktionär. Cambridge, Oxford, Harvard und Co. sind auch nicht "links" unterwandert, wenn man mal überlegt, wie viele "linke" Intellektuelle in den letzten 20 Jahre diese Universitäten verlassen haben. Mir sind keine bekannt. Im Gegenteil: mit dem Scheitern des Kommunismus und der DDR nimmt der Anteil "linker" studentischer Positionen kontinuierlich ab.
Der Autor mag ein Historiker sein (ich kenne ihn nicht), aber er hat offensichtlich ein anderes Problem, nämlich seine persönliche Meinung und sein Weltbild im 21. Jahrhundert wiederzufinden. Allein schon das er versucht Diversität, Gleichberechtigung und andere liberale Errungenschaften als "links" darzustellen, zeigt doch, dass er sich im Grabenkampf verirrt ist.
Erzkonservative und Konservative haben ein anderes Problem: sie erhalten immer weniger Fürsprecher und immer mehr Kritiker. Das liegt aber nicht daran, das die Universitäten "links" unterlaufen werden, sondern das immer weniger Menschen konservative Positionen teilen.
Also nicht das Fürsprechen für linke Positionen, sondern die Kritik an der konservativen Weltanschauung sollte dem Historiker zu denken geben. Fragen Sie doch mal Frau AKK oder andere CDUler, was die von Diversität und Gleichberechtigung halten, von Minderheitenschutz oder Rassismus. Das sind doch lange keine linken Ideen mehr.... Willkommen im 21. Jahrhundert
Das Interview ist wirklich interessant, obwohl Ferguson an mehreren Stellen doch sehr dramatisch und nach einem Verschwörungstheoretiker klingt. Insbesondere mit dieser Kernaussage tue ich mich schwer: "Die neue Diversität ist das Gegenteil von echter Vielfalt. In ihrem Namen werden all jene diskriminiert, die nicht der gewünschten Weltanschauung entsprechen." - Ist diese neue Weltanschauung nicht viel inklusiver als die alte und damit auch diverser? Kompliment an den Journalisten, der immer wieder anspricht, dass die Aussagen polemisch und unpräzise sind.