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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Verschwörungstheorien finden statt in jenem rohen, unkultivierten Gebiet außerhalb des akademischen Kosmos, vor dem sich Wissenschaftler nicht unängstlich zurückgezogen haben. Dort, so fürchten sie, dort drüben in der unerschlossenen Fremde, herrscht das Chaos der unerhörtesten Spekulation, dort braut sich der theoretische Urmensch gefährliche Anschauungen zusammen, denen die Stringenz und kühle Schönheit des klaren Verstandesdenkens gänzlich abgeht; Vorstellungen, die nicht die hohe Schule der kritischen Kritik durchlaufen haben; primitive geistige Praxis, der völlig entgangen zu sein scheint, dass einfache Erklärungen in der Gegenwart ohnehin nicht mehr möglich sind, dass die Wirklichkeit "zu komplex", zu "unübersichtlich" geworden ist, die Hybridisierung der alten Dichotomien zu weit fortgeschritten ...Aber immerhin, die Massen denken, wenn auch wild. Denken ist ja die fundamentale Voraussetzung jeder Demokratie. Etwas, was in früheren Jahrhunderten erfolgreich in Glaubenssystemen kaltgestellt oder inquisitorisch ausgerottet wurde. Was bedeutet nun diese scheinbar neue Wildheit? Dieses "Basteln" aus Abfällen alter Theorien und Narrative?
Sie nehmen dasjenige Material, welches ihnen zur Verfügung steht und arrangieren es neu. Sie konstruieren sich ihr großes Narrativ – von dem die Akademie nichts mehr wissen will – aus Versatzstücken der Moderne, aus dem, was die klassische Theorie hat fallen lassen, wo sie seiner nicht Herr werden konnte, wo sie selbst sich ihre theoretische Impotenz nicht hat eingestehen wollen und so lieber ignorierte, was sie nicht ganz verstand. Aus diesen wieder fallengelassenen Brocken, aus diesen wieder herausgespienen, halbverdauten Klumpen der klassischen Theorie bastelt sich nun die Masse ihr Eigenes.
Die Massen spekulieren, phantasieren und produzieren wild. Und sie hinterfragen, sind skeptisch gegenüber dem ihnen akademisch Vorgesetzten.
Sie beschämt diejenigen, die für die Kritik jahrhundertelang zuständig waren; die es gewohnt waren, dass die Massen ihnen nachlaufen werden. Und sie beschämt sie zu Recht.
Aber diese Wildheit ist auch gefährlich und wird zur Schwäche unserer Demokratie. Man muss damit rechnen, dass diese Wallungen von den Extremen abgefangen, vereinnahmt werden. Nicht nur von rechts, wie die Autorin meint, auch von links. Es kann m.E. keine linke Linie geben, die eine klare Grenze nach Rechts ziehen würde. Das ist eine idealistische Wunschvorstellung in einer komplexen Welt. Auch wurde wohl "die Linke" nicht schleichend vom liberalen Bürgertum aufgesogen, sie ist nicht wirklich immateriell geworden. Aber ohne konstruktive Ideen scheint sie mir zu sein. Diese Vorstellung von "der Linken" ist m.E. selbst wildes Denken – allerdings von Intellektuellen. Da gefällt mir dieser Gedanke schon eher:
Keine akademischen Führer müssen mehr die Massen erlösen. Es reicht hin, wenn endlich die Akademiker sprechen, die längst selbst in der Masse untergehen. Wenn sie sich endlich trauen wieder zu denken, wild zu denken; ihrer materiellen Verwilderung endlich theoretisch entsprechen.Wobei es, glaube ich, nicht so sehr um Wildheit gehen sollte, sondern um offenen Austausch, um Toleranz zumindest für das (oft verrückt erscheinende) Denken der anderen. Um demokratisches Mit- und Gegeneinander ohne Angst voreinander.
Quelle: Magdalena Frey Bild: heise.de www.heise.de
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hm. verstehe ein bisschen was die Autorin frey meint. punkt... Aber auch in der ach so wilden Masse gibt es viele Menschen die auch klar logisch rational denken können und wollen. Und unter Akademikern gibt es auch verwilderte Verschwörungstheoretiker wie etwa der gender-feindliche Kasseler Professor. ..
... darüber hinaus, wenn mir dieser Nachtrag gestattet sei, erachte ich die, so auch im Artikel von Frau Frey geäußerte, Kritik an der Ideologie- und Visionslosigkeit des sg. Postmodernismus als ausgesprochen eindimensional und die postulierte Lösung, der gestalterischen Impotenz dekonstruktivististischer Theorieansätze wieder verstärkt in Form programmatischer und idealistischer Ansichten entgegenzutreten, kommt einer ausgeprägten intellektuellen Limitierung gleich.
Auch ich hatte überlegt, diesen Artikel zu piqen, habe mich dann jedoch dagegen entschieden, da er mir ein deutlich zu hohes Level an Wissenschafts-Bashing inne zu haben schien. Allerdings empfand ich die Diktion als geradezu lyrisch! Magdalena Frey kenne ich übrigens auch nicht....