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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
In der Krise werden unsere Spezialisten fürs Große und Ganze und das Allgemeine oft befragt. Und ein offenes Streitgespräch zwischen Intellektuellen, Philosophen und anderen Großdenkern könnte in der Tat interessante Ergebnisse erbringen.
Der Autor Gunnar Kaiser, Schriftsteller und Philosoph, beklagt nun, dass bis auf wenige Ausnahmen die Intellektuellen einerseits zu radikalen Fürsprechern der auf starke Interventionen setzenden Staaten werden und dabei andererseits für ihre eigenen Gesellschaftsutopien trommeln.
Ein Blick auf die Wortmeldungen der letzten Monate zeigt: Neben einigen wenigen Mahnern mit ihren Warnungen vor der «Machtergreifung der Securitokratie» (Sloterdijk), vor der «rhetorischen Ausschlachtung von Bevölkerungsängsten» (Zeh) oder vor dem «ständigen Ausnahmezustand», dem wir unsere Freiheit geopfert hätten (Agamben), ergriffen vor allem die «Ewigmorgigen» die Gelegenheit, für ihre Weltverbesserungsvorschläge Werbung zu machen. Von wem also lernen?
Ein wirkliches Streitgespräch scheint nicht zustande zu kommen - ein Grund mehr dies als Bürger hier selbst zu führen. Sicher, in Zukunft stehen große Aufgaben, Probleme vor den Völkern. Insofern kann ich verstehen, wie wichtig ein Staat ist, "der einschreitet und kontingentiert (Precht)". Aber ist deshalb
die Corona-Krise ... eine «Art gesellschaftliches Trainingsfeld unter Extrembedingungen» für einen Grossakteur, dem in Zukunft mehr «regulierende Verantwortung» (Reckwitz) zufallen wird.
Sind nicht die Inhalte (etwa bei der Klimaproblematik) und die Zeiträume völlig andere? Muß man nicht erstmal auch die Folgen analysieren, Fehler und positive Erfahrungen abwägen?
Befremdend ist nicht nur, wie selten die Ewigmorgigen, die so denken, die verheerenden Nebenfolgen der Interventionen überhaupt in Betracht ziehen. Bedenklich ist auch, wie schnell sie die nun vorherrschende Rhetorik der «neuen Normalität» übernommen haben – als hätten sie auf nichts sehnlicher gewartet.
Dass Intellektuelle für die volkswirtschaftlichen Verheerungen, das große menschliche Leid und die langen Zeiträume der Wirkungen und Nachwirkungen der Realisierungsversuche von Utopien ihrer Vorgänger oft blind sind, wissen wir. Dadurch läßt sich schlecht lernen. Vielleicht kommt daher auch das folgend beschriebene Verhalten:
Nicht nur, dass maximalinvasive Verordnungen beinahe klaglos hingenommen werden, sie werden auch als alternativlos verteidigt. Kritik hingegen wird mit einer gefährlichen Mischung aus Empathielosigkeit und Moralismus unter den Verdacht des Extremismus gestellt. Wer fragt, wie lange die Einschränkungen noch dauern und wie weit sie denn noch gehen sollen, steht schnell als Wehrkraftzersetzer da.
Hat Schelsky recht und wir Menschen "im wissenschaftlichen Zeitalter (werden) Zeuge der Aushöhlung der Demokratie zugunsten eines rein technischen Staates"?
Und stimmt dann auch Marcuse's Warnung vor der "Reduktion der Kultur auf eine technologische Rationalität" in der eine technokratische Herrschaftswissenschaft,
die sich aus Furcht vor einer Reflexion über grundsätzliche gesellschaftliche Probleme in die Empirie flüchtet ... die Krise nur noch verwaltet. So gestaltet sich die offizielle Antwort auf die Pandemie nur noch als Sache wissenschaftlicher Institutionen, die, obwohl sie seit Monaten im Dunkeln tappen, quasi weltweit die Marschrichtung vorgeben.
In die selbe Richtung geht Michel Foucaults Analyse der Reaktion auf die Pest der frühen Neuzeit:
In «Überwachen und Strafen» (1975) geht er dem Gedanken nach, dass die Behörden die Pest nutzen konnten, um ihre normative Macht auf Individuen anzuwenden. Das Ziel war die Erzeugung einer gesunden Bevölkerung. Als Mittel erhielten Kontrolle und Disziplinierung «bis in die feinsten Details der Existenz» ihre Rechtfertigung. Diese Machtmittel waren nach dem Verschwinden der Pest dann Bestandteil der neuen Normalität ......
Beschreibt Foucault damit auch die Zeit nach Corona, die eigentlich "eine Zeit mit Corona" bleibt?
Es gibt sicher keine einfachen Antworten, die Zukunft ist offen aber wir können sie mitgestalten - in dem wir über das Heute streiten und dann versuchen möglichst vernünftig zu handeln.
Quelle: Gunnar Kaiser www.nzz.ch
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Dass eine Zeit nach Corona auch immer eine "mit" Corona, bzw. der ständigen Gefahr des nächsten Ausnahmezustands sein könnte, liegt auf der Hand. Interessant finde ich v.a. die Frage, welche Selbstdisziplinierungsmaßnahmen wir uns als Gesellschaft jetzt auferlegen können, um solche staatlichen Übergriffe zukünftig, wenn schon nicht zu vermeiden, dann doch zu minimieren!? Any idea?
Großartig. Vielen Dank.