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Zeit und Geschichte

Thomas Müntzer - der Linksaußen der Reformation und wir heute

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlMontag, 15.07.2024

Wenn ich mich richtig erinnere, meinte Ernst Bloch in den revolutionsschwangeren Zeiten nach dem 1. WK, das Müntzer wieder aktuell werde. Auch wenn wir heute wieder in unruhigen Zeiten leben, nähert sich Arno Widmann dem Phänomen Münzer nicht von dessen Rolle als revolutionärer Anführer im Bauernkrieg her. Er lenkt den Blick auf eine kurze Predigt - Münzer's sogenannter Fürstenpredigt. Im gewissen Sinn deutet er Müntzer als Wutbürger - könnte man sagen.

Der Priester Thomas Müntzer (ca. 1489-1525) war ein früher Verbündeter Martin Luthers. Die radikalen Ansichten Müntzer's führten jedoch zum Zerwürfnis zwischen den beiden. Und so wurde Müntzer

1521 …. aus Zwickau verbannt und floh nach Prag. Er wurde 1523 Pastor in Allstedt in Thüringen und heiratete eine ehemalige Nonne. Im selben Jahr verfasste er die erste rein deutsche Liturgie. …. Die Fürstenpredigt, stammt aus dem Jahr 1524. Er ruft darin die weltlichen Fürsten auf, für eine radikale Gesellschaftsreform einzutreten und sich nicht mit Luthers konservativen Vorstellungen zufrieden zu geben. 1525 war Müntzer einer der Anführer des Bauernkrieges in Thüringen und wurde nach der Schlacht von Frankenhausen (Mai 1525) enthauptet. ….

Die Fürstenpredigt ist wohl Müntzers bekanntester Text und verkündet 

eine glühende, utopische Apokalyptik, welche den Eindruck des unmittelbar bevorstehenden Gottesurteils verbreitet.

Widman versucht nun diese Apokalyptik und auch die Rolle des Thomas Müntzers, wie sie etwa in Wikipedia dargestellt wird, für unsere Zeit zu deuten. Müntzer sah sich in seiner Zeit als der Prophet Daniel. 

Er weiß, „daß der Geist Gottes sich jetzt vielen auserwählten, frommen Menschen offenbart: eine treffliche, unüberwindliche, zukünftige Reformation wird von großen Nöten sein. Und es muß ausgeführt werden, es wehre sich gleich ein jeglicher wie er will.“ Das Gottesreich wird kommen. Aber nur, wenn die Fürsten dafür sorgen, dass die Gottlosen vernichtet werden. Die haben kein Recht zu leben. Wenn die Fürsten dieser Aufgabe nicht nachgehen, dann müssen die Untertanen sich gegen sie erheben.
Dabei ist Müntzer stolz auf seine Fähigkeit, seine Ansichten als die Gottes auszugeben. Was sicher nicht als Aufklärung im modernen Sinn verstanden werden kann. Aber wir wissen natürlich, dass Menschen sich auch heute
die Verstandesarbeit gerne abnehmen lassen. Von Vorgesetzten oder Meisterdenkern. Wer sich zum Beispiel durch marxistisch-leninistische Texte oder andere Jargons bewegt oder sie gar geschrieben hat, der weiß, wie leicht man hinübergleitet in von anderen bereitete Pfade und wie schwierig es ist, seine eigene Sprache zu finden. Wir weisen nicht mehr, wie Müntzer es tat, Zitate nach. Aber auch wir reden in festen Formeln, auf deren gebetsmühlenartiger Wiederholung wir – oft sogar Gerichte zu Hilfe rufend – bestehen.
und Müntzer predigt die Vernichtung von jedem, der sich zwischen ihn und sein Bild Gottes schiebt.
Es geht in der „Fürstenpredigt“ um nichts anderes. Wir erfahren nichts über Gott, nichts über das Himmelreich. Stattdessen erklärt Müntzer: „Christus hat befohlen mit großem Ernst (Luk. 19) und spricht: „Nehmet meine Feinde und würget mir sie vor meinen Augen.“ 
Widman macht deutlich, Müntzer aber auch Luther und andere wurden vom Zorn geleitet. Um dann zu warnen, in diesen Zornpolitiken wurde damals der europäische Humanismus zerrieben.
Zornbeben haben immer wieder die Geschichte durchgerüttelt. Rache mag süß sein, aber sie zerstört nur. Das ist eine sehr alte Erkenntnis. Seit knapp zweitausend Jahren ist sie uns vertraut.Das hindert uns aber nicht daran, uns von den nächsten Zornpolitikern vor ihren Karren spannen zu lassen.
Nehmen wir uns das zu Herzen, Apokalypse und Hass sind offensichtlich sehr schlechte Ratgeber.

Thomas Müntzer -  der Linksaußen der Reformation und wir heute

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