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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Wann, warum und wie ändert man seine Meinung und vor allem die von anderen? Das ist die Frage, die Reto U. Schneider in der NZZ stellt. Das Geheimnis des Meinungswechsel scheint darin zu bestehen, dass er selten gelingt.
Wer der Meinungsbildung ins Getriebe schaut, stösst auf Widersprüche ohne Ende. Der grösste: Die Meinung zu ändern finden wir grossartig – solange es die anderen tun. Wir verstehen alle, dass ein gemeinsames Verständnis der Welt für das Zusammenleben wichtig ist. Und dazu gehört immer wieder, dass wir im Licht der Fakten unseren Standpunkt ändern. Eigentlich müsste uns jede neue Information schmerzfrei davon überzeugen können, dass wir falschlagen. Doch wer kann sich an ein Gespräch erinnern, in dem die Worte fielen, «gut, dass du mir das sagst, da muss ich sofort meine Meinung aufgeben».
Zwar glauben wir wohl alle, das unsere Gesellschaft viel besser wäre, wenn die anderen ihre Meinung, ihre Weltsicht ändern würden - natürlich hin zu unserer eigenen. Und das sie das nicht tun liegt doch wohl an deren Unwissen.
Wenn wir der Gegenseite bloss lange genug die Fakten darlegen könnten, würde sie ihren Irrtum zweifellos einsehen. Angesichts der Tatsache, dass wir damit kaum je erfolgreich waren, ist das eine erstaunliche Überzeugung. Trotzdem führen wir jeden neue Diskussion mit dieser Strategie.
Die Bedeutung von Wissen bei der Meinungsfindung wird offensichtlich überschätzt. Meist geht es sowieso eher um Halbwissen:
Das haben 2002 die Psychologen Leonid Rozenblit und Frank Keil eindrücklich demonstriert, indem sie ihren Versuchsteilnehmern ein paar einfache Fragen stellten: Wie funktioniert ein Reissverschluss? Ein Dosenöffner? Ein Tachometer? Die Beschreibungen waren derart dürftig, dass die Forscher den Begriff «Illusion der Erklärungstiefe» erfanden. Die Probanden hatten nämlich zuvor angegeben, all diese Dinge zu verstehen.
Und haben wahrscheinlich geglaubt, das sie über die Sachen bescheid wissen,
sie erliegen tatsächlich der Illusion, etwas zu verstehen, was sie nicht verstehen. Erst wenn sie eine genaue Erklärung liefern sollen, bricht ihr oberflächliches Wissen in sich zusammen.
Wenn Meinungen wirklich auf der rationalen Analyse der Wirklichkeit, der Fakten beruht, dann sollte die Welt eigentlich einer Meinung sein. Was sie bekanntlich nicht ist. Und haben wir nicht alle schon erlebt, dass eine mit anderen real erlebte Situation hinterher völlig unterschiedlich bewertet wurde? Und jeder glaubte naiv,
die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Und daraus folgt in zwingender Logik: Wer die Welt nicht so sieht, dem fehlt entweder die richtige Information, oder er ist voreingenommen, oder er kann nicht vernünftig denken.
Natürlich wissen wir, dass die Weltsichten aller Menschen von ihrer Herkunftskultur und ihren subjektiven Erfahrungen geprägt sind. Allzu oft meinen wir aber, dass die Einflüsse, denen wir selber unterworfen waren, eher zu "Weisheit und Erleuchtung" geführt haben. Die unserer Mitmenschen hingegen sind meist "Ursprung von Vorurteilen und Ressentiments".
Wir können uns sogar vorstellen, dass wir an ihrer Stelle genauso denken und handeln würden. Was wir uns nicht vorstellen können, ist, dass sie recht haben und wir unrecht. In einem Akt erstaunlicher mentaler Akrobatik ziehen wir es vor zu glauben, wir wären in ihrer Lage ebenfalls in die Irre geleitet worden.
Wobei Gehirnscans zeigen, dass uns nicht jede Meinung gleich wichtig ist. Besonders verhärten wir uns bei politischen Ansichten. Bei den auf politische Gegenpositionen reagierende Gehirnaktivitäten sieht man:
Die Reaktion war sehr ähnlich, wie wenn Sie durch einen Wald spazieren und auf einen Bären stossen.
Und wie bei dem Bären bekämpfen oder fliehen wir politisches Andersdenken, mit allen Mitteln auch der Autosuggestion. Viele Studien haben
eine Macke um die andere unseres Gehirns offenbart, die uns erlauben, trotz erdrückenden Widersprüchen an einer Meinung festzuhalten: Confirmation Bias bezeichnet die Tendenz, gezielt nach Informationen Ausschau zu halten, die unsere Meinung bestätigen; Motivated Reasoning die Neigung, widersprechende Fakten besonders kritisch zu untersuchen; beim Desirability Bias halten wir eher für wahr, was wir uns wünschen. Natürlich erkennen wir sofort, wenn andere diese billigen Tricks anwenden, bloss bei uns selber will uns das nicht gelingen.
Offensichtlich sehen wir den politischen Standpunkt irgendwie als wesentlich für unsere Identität an. Eine Abkehr wird quasi zum Verrat. Könnten wir das ablegen?
Quelle: Reto U. Schneider www.nzz.ch
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