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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Der Tagebau Hambach ist die größte von der RWE betriebene Braunkohlegrube im Rheinischen Revier. Für viele ein Monstrum – wegen der Klimawirkung, wegen der zerstörten Ortschaften und jüngst wieder wegen der Rodung des Hambacher Forsts. Und für viele Aktivisten ist es nicht nur moralisch kaum verständlich, wie man jemals ein solches Unterfangen genehmigen konnte. Erst im längeren historischen Kontext wird das klarer, relativiert sich der moralische Impetus der Gegenwart:
Der großindustrielle Braunkohleabbau im Rheinland begann vor rund einhundertzwanzig Jahren. Das Holz aus lebenden Wäldern war in Europa schon im 17. Jahrhundert knapp geworden, ohne das versunkene Holz aus der Tiefe hätte es die Industrialisierung nicht gegeben, weil ihr der Brennstoff gefehlt hätte. Fossile Kohle ist bis heute der wichtigste Energieträger, trotz der seit 1900 wachsenden Bedeutung von Erdöl und später auch von Erdgas, dann von Kernenergie und heute von erneuerbaren Energien. Auch 2020 stammten rund 90 Prozent der weltweit erzeugten Energie aus Verbrennungsprozessen, der überwiegende Teil davon aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe.
Das Genehmigungsverfahren für das Hambacher Revier begann 1974, kurz nach dem »Ölpreisschock«, der wiederum durch den Jom-Kippur-Krieg ausgelöst wurde.
In diesem Krieg kämpften Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten gegen Israel. Aus Protest gegen die Solidarität westlicher Staaten mit Israel beschloss die Organisation der erdölexportierenden arabischen Staaten, die OAPEC, die Fördermenge herunterzufahren. Daraufhin kam es zu einer drastischen Steigerung des Erdölpreises auf den Weltmärkten und einer Wirtschaftsrezession. Erstmals war in der Bundesrepublik ein Nullwachstum zu verzeichnen, die Zahl der Arbeitslosen verdoppelte sich.
Fast alle westlichen Industriestaaten änderten ihre Energiepolitiken. Die damalige Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt setzte als oberstes Prinzip, die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern.
Die Maßnahmen umfassten den Ausbau der Kernenergie sowie die beschleunigte Nutzung von Braunkohle und Erdgas. Auch die Steinkohlenutzung sollte gefördert werden. Umweltpolitische Belange waren zwar bereits auf der Agenda, hatten aber keine Priorität; Klimaschutz war noch kein öffentliches Thema, obwohl der steigende Kohlendioxidgehalt der Luft damals schon seit sechzehn Jahren kontinuierlich gemessen wurde und obwohl manche Klimaforscher bereits warnten, dass der Konzentrationsanstieg eine globale Erwärmung mit sich bringe.
Damals setzte die Politik fast zwangsläufig auf Energieunabhängigkeit – gegen die Arbeitslosigkeit für das Wirtschaftswachstum, für eine sichere Zukunft.
In diesem Kontext war die Genehmigung für den Tagebau Hambach nicht nur vertretbar, sondern schlüssig, im diskussionsfeindlichen politischen Jargon der Merkel-Zeit würde man sagen: alternativlos.
Heute setzen wir wieder notgedrungen auf eine politische Wende bei der Gestaltung unserer energetischen Infrastrukturen. Was könnten Lehren aus der damaligen Zwangssituation sein? Vielleicht sollte man Alternativen nicht wie die Kernkraft so absolut beiseite lassen? Vielleicht die Zeitgebundenheit und die Revidierbarkeit von Entscheidungen beachten, um nicht in tiefen Pessimismus zu verfallen. Veränderungen brauchen Zeit, bestehen auch aus Irrtümern, kommen aber voran:
RWE ist bekannt für die Produktion von Kohlestrom – und daher Hauptfeind der im Rheinland sehr aktiven Klimaaktivisten. Andererseits ist das Unternehmen heute schon einer der größten Produzenten für CO2-freien Strom, weltweit die Nummer zwei für erneuerbaren Strom aus Offshore-Windenergie, in Europa steht »RWE Renewables« als Energieerzeuger an dritter Stelle. In zwanzig Jahren will man klimaneutral sein.
Aus Überkommenem entsteht Neues. Daran ist nicht alles schlecht, nicht alles ist negativ und moralische Verurteilungen sind oft wohlfeil.
Die häufig und meist pauschal vorgebrachte Behauptung, durch den Braunkohletagebau würden »Flächen verbraucht«, stimmt offensichtlich nicht; langfristig können die Flächen vielmehr ökologisch aufgewertet werden. Schon während des Abbaus bilden die renaturierten Gruben Refugien und Asyle für nicht wenige Tier- und Pflanzenarten.
Und in Zukunft werden wir mit anderen, nicht minder gefährlichen, komplexen Problemen kämpfen müssen. Das macht der Artikel deutlich – daher das Prädikat lesenswert.
Quelle: Jens Soentgen www.merkur-zeitschrift.de
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