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Die Fachliteratur zeigt, dass es mittlerweile einen regen Diskurs über Alternativen zum herkömmlichen Wirtschaftswachstum gibt. Dabei geht es um ökologische Aspekte ebenso wie um Fragen nach dem guten Leben. Ein Grund für die Zunahme der Debatten liegt wohl darin, dass geringe Wachstumsraten zur neuen Normalität geworden sind, neue Anpassungsstrategien daher aufgrund neuer Fakten notwendig sein werden. Die starke Zunahme der Vermögens- und Einkommensspreizungen sowie die sich häufenden Finanzkrisen durch überhitzte Finanzmärkte haben dazu geführt, dass das Wachstumsdogma auch aus volkswirtschaftlichen Überlegungen hinterfragt wird. Der Ruf nach einer anderen Verteilung des Erwirtschafteten wird lauter – beflügelt von einschlägigen Studien, die zeigen, dass Gesellschaften mit geringerer Ungleichheit stabiler und sozial ausgeglichener sind (vgl. Richard Wilkinson, Kate Pickett („Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind“, 2010).
Die starke Verschuldung der Staaten, die zusehends als Moment der Nicht-Nachhaltigkeit erkannt wird, drängt die Regierungen über kurz oder lang dazu, sich offensiver der Verteilungsfrage zu stellen. Da das Arbeitsvolumen in allen hochentwickelten Volkswirtschaften sinkt, Netto- Arbeitsplätze fast ausschließlich nur mehr über die Zunahme der Teilzeitstellen (als einer Art Arbeitszeitverkürzung) geschaffen werden, erhält auch das Argument der Konjunkturankurbelung durch höhere Kaufkraft für die niedrigen Einkommensbezieher mehr Gewicht. Denn anders als die höheren Einkommensschichten geben diese das Einkommen zum Großteil für Konsumzwecke aus.
In hochproduktiven Volkswirtschaften gewinnt zudem die Einsicht an Bedeutung, dass der Abbau von Arbeitslosigkeit auch der Verringerung der Arbeitszeiten bedarf bzw. zumindest der Forcierung neuer Arbeitszeitmodelle, die auf Zeitwohlstand setzen. Noch ist nicht ausgemacht, wie stark die Bewegungen einer Konsumrücknahme im Sinne eines suffizienten Lebensstil sowie eines regionalen Wirtschaftens sein werden. Spürbar sind sie auf alle Fälle gewachsen. Offen ist auch, wie sich die demografischen Verschiebungen auf das Wirtschaftswachstum und die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme auswirken werden.
In den Ländern aufholender Entwicklung wird Wachstum in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend wird dabei sein, wie es gelingen kann, dass dieses Wachstum den breiten Bevölkerungsschichten zu Gute kommt. Die gegenwärtige Globalisierung stärkt tendenziell die neuen globalen Mittel- und Oberschichten sowie die internationalen Konzerne. Die steigende Ungleichheit steht der Verwirklichung der sozialen Menschenrechte entgegen.
Noch keineswegs ausgemacht ist auch, ob die ökologische Wende und eine Dekarbonisierung des Wirtschaftens gelingen werden. Viele Indizien sprechen dafür, dass hierfür bedeutend größere Transformationen, etwa hinsichtlich Investitionsprioritäten nötig sein werden und dass die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch zumindest bisher nur sehr marginal geblieben ist.
Die Debatten über Post-Wachstum werden weitergehen. Sie sind notwendig und befruchtend. Die dabei entwickelten Konzepte könnten ähnlich die ersten Ansätze biologischen Landbaus oder Erneuerbarer Energiequellen zu Pionierleistungen werden, wenn die Zeit dafür reif sein wird.
Derzeit stehen mehrere Ansätze in Diskussion, die teilweise einander ergänzen, teilweise aber weiterhin äußerst kontrovers liegen:
- Konjunkturankurbelung durch Konsumwachstum, ermöglicht durch Kaukraftsteigerung und flankiert durch ökologische Maßnahmen (v. a. Enquete-Kommission/Mehrheitsvotum, Wirtschaftsforschungsinstitut, OeNB, Mehrheit in der Politik)
- Übergang zu Dienstleistungswirtschaften mit der Förderung öffentlicher Angebote bei gleichzeitiger Zurückdrängung oder zumindest Nichtforcierung privater Konsumnachfrage (beispiels- weise Beiträge in „Postwachstumsgesellschaft“, Enquete-Kommission/Sondervotum, Marterbauer, Jackson)
- Wachstum durch grüne Investitionen und ökologischen Strukturwandel (beispielsweise Fücks, Schulmeister)
- Wachstumsrücknahme durch Konsumrücknahme und Ausbau des Eigenwirtschaftssektors (insbesondere Paech, Latouche, Welzer, Bennholdt-Thomsen, Biesecker/von Wintersfeld)
- Neuverteilung der Erwerbsarbeit aufgrund sinkender Wachstumsraten und Arbeitszeitverkürzung (mit und ohne Lohnausglei- chung (Marterbauer, attac, Skidelsky, Schulmeister)
- Finanzierung von öffentlichen Aufgaben in der Postwachstumsgesellschaft durch Vermögens- und Einkommensbeschränkungen (z. B. attac/Rätz, Marterbauer, Flassbeck, Gahrmann, Skidelsky, Felber)
- Abbau der öffentlichen Verschuldung durch (einmaligen) Rückbau der privaten Vermögenskonzentration (z. B. Dietz, Radermacher).
- Ökologisierung durch Ressourcensteuern, Verschiebung von Abgaben auf Arbeit zu Abgaben auf Naturverbrauch (Loske, Binswanger)
- Suche nach einem Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus, etwa durch eine Gemeinwohlökonomie (Felber) oder alternative Wirtschaftsansätze und Unternehmensformen (Binswanger, Genossenschaftsbewegungen)
- Überwindung des Kapitalismus und Aufbau solidarischer Ökonomien oder eines Ökosozialismus (z. B. Altvater, bedingt: Kolleg Postwachstumsgesellschaft)
- Ausbau lokaler Ökonomien mit Zweitwährungen und Grundgüter-Märkten (z. B. Latouche, Gahrmann)
- Forcierung globaler alternativer Entwicklungs- und Finanzierungswege; für alle (Nowak, Pogge, Radermacher).
Diese Vielfalt mag verwirren. Sie macht aber zugleich das Lebendige offener Debatten über die Zukunft aus! Entscheidend wird sein, wie stark die Bewegungen einer freiwilligen Konsumrücknahme an Breite gewinnen werden, und wie weit es gelingen wird, die Potenziale der Solidarität gegenüber Einzel-Egoismen zu aktivieren. Denn die Herausforderungen an die Wohlstandsgesellschaften steigen auch durch die Zunahme von Migration und Flüchtlingsbewegungen. Und sollten die Staaten ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen erfüllen können, dann braucht es nicht nur Diskurse der Solidarität, sondern auch eine neue, solide Finanzierungsbasis. Die neu aufflammenden Nationalismen in Europa lassen hier nichts Gutes befürchtet.
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