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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Was macht das politische System eigentlich mit denen, die es tragen sollen? Peter Tauber (CDU), Sahra Wagenknecht, Anke Domscheit-Berg (beide Linke), Anne Spiegel (Grüne), Michael Roth – alles Politiker:innen, die zuletzt offen über Burn-out, Depressionen, Angstzustände und persönliche Krisen gesprochen haben. Zum Ende der vergangenen Legistlaturperiode schieden so viele Abgeordnete aus dem Bundestag aus, wie nie zuvor. Allein bei der SPD waren es knapp 50 von 153.
Als möglichen Grund nennt der Artikel soziale Medien. Moment! Das klingt erst einmal banal, aber es geht schon noch etwas tiefer. Und zwar geht es und den Zwang einerseits, dauerpräsent zu sein, und andererseits die Tatsache, dass Abgeordnete immer weniger Macht haben, weil viele Probleme heute komplizierter und schwieriger sind und immer öfter Expert:innenkomissionen ran müssen. Gleichzeitig sind die Probleme so groß, dass sie sowieso die Gestaltungsmöglichkeiten der Einzelnen sprengen. Ein weiterer Grund ist Verrohung, die seit der Flüchtlingskrise spürbarer geworden ist. Um Morddrohungen zu kriegen, reichen Namen wie Karamba Diaby oder Cem Özdemir, Frauen bekommen Hassmails mit sexuellen Gewaltfantasien.
Doch nicht nur im Netz oder im Umgang mit der AfD schlägt Abgeordneten Verachtung und Hass entgegen, auch in vielen Wahlkreisen ist die Grundstimmung gekippt, vom Vertraulichen ins Aggressive. Respekt, Wertschätzung, Anerkennung? Das war einmal. Früher kamen Abgeordnete in ihren Wahlkreis, um die große Politik in Berlin zu erklären. Heute, so erzählt es etwa der SPD-Abgeordnete Sören Bartol, bekomme man zuerst einen Wust an Verschwörungserzählungen an den Kopf geworfen – und werde dann beschimpft: "Ihr seid doch alle bestochen", "Ihr lügt doch". – "Wenn du das zum 3000. Mal hörst, ist es irgendwann gut", sagt Bartol. "Ich sage dann den Leuten: Hören Sie zu, ich bin nicht Ihre Fußmatte."
Seit im Bundestag am gleichen Tag zwei Abgeordnete zusammenbrachen, wurde immerhin die Sitzungswoche reformiert: Plenardebatten dauern jetzt nicht mehr bis in die Morgenstunden, sondern enden spätestens um Mitternacht.
Interessanterweise kommt im Text auch ein Psychotherapeut vor, zu dessen Patient:innen auch Abgeordnete gehören.
Mit zahlreichen seiner Fachkollegen ist sich Brentano einig, dass unter Politikern die Persönlichkeitsstruktur des Narzissten deutlich stärker verbreitet ist als im Bevölkerungsdurchschnitt. Und auf Kritik reagieren Narzissten sehr speziell. "Jemand, der kritisiert wird, lässt diese Kritik normalerweise nach innen, verarbeitet sie und weist sie zurück oder auch nicht – er prüft sich", sagt Brentano. "Der Narzisst hingegen feuert schnell mit großem Geschütz zurück – ohne Prüfung des eigenen Selbst." Anders ausgedrückt: Ein Großteil der Politiker sieht sich permanent im politischen Kampfeinsatz. Und hat immer recht.
Und trotz allem sagen laut des Artikels viele Politiker:innen, sie hätten den schönsten Job der Welt.
Die Bestätigung, wenn Leute an der Supermarktkasse über einen Vorschlag reden, den man morgens in einem Interview geäußert hat. Das Glücksgefühl, wenn aus einer Idee tatsächlich ein Gesetz wird – das lasse einen vieles vergessen. Jedenfalls für ein paar Tage.
Quelle: Peter Dausend Bild: © Christoph Soede... Artikel kostenpflichtig www.zeit.de
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Politik ist die Kunst des Lügens