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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Noch gibt es keinen klaren Sieger der Zwischenwahlen in den USA, es könnte Tage dauern, bis alle Ergebnisse feststehen. Aber eins steht jetzt schon fest: Von der erwarteten „roten Welle“, einem überwältigenden Sieg der Republikaner, kann nicht die Rede sein. Und: Es war kein großer Sieg für Donald Trump. Der Ex-Präsident hatte sich stark engagiert und für seine Favoriten geworben. Davon sind einige gescheitert. In Florida hat der Republikaner Ron DeSantis einen großen Sieg eingefahren, er wird als möglicher Herausforderer Trumps für die Präsidentschaftskandidatur 2024 gehandelt.
Am Tag der Wahl ist im US-Magazin Mother Jones der Artikel erschienen, den ich hier empfehle. Die Gedanken darin finde ich nicht nur für diese Wahl wichtig, sondern für alle, die sich angesichts der politischen Entwicklungen in manchen Ländern Sorgen um die Demokratie an sich machen.
Diese Sorge ist durchaus berechtigt. Verschwörungstheoretiker, Lügner und Autoritäre sind auf dem Vormarsch; ein weiterer Abbau von Bürger- und Menschenrechten scheint unvermeidlich; mächtige Leute, darunter der reichste Mann der Welt, amüsieren sich über Witze, in denen sie einem 82-jährigen Mann mit einem Hammer auf den Kopf schlagen.
Aber, schreibt die Autorin dieses Artikels (die nicht zufällig den gleichen Nachnamen hat wie ich – es ist meine Schwester), die heutige Krise der Demokratie ist längst nicht die schlimmste, die die USA je durchgemacht hat. Sie verweist auf ein Buch von Adam Hochschild, der sich darin mit einer früheren Krise auseinandersetzt, die im Geschichtsunterricht oft übergangen wird – die Jahre zwischen dem Eintritt der Nation in den Ersten Weltkrieg und dem Beginn der Roaring Twenties.
Dies war, wie Adam es ausdrückt, "die trumpigste Zeit in unserer Geschichte". Sie war geprägt von außerordentlicher Repression, Verfolgung, rassistischer Gewalt und Überwachung (...) In Lincoln, Nebraska, inszenierte ein Mafiaboss namens Tom Dennison Angriffe auf weiße Frauen durch weiße Männer in Blackface, um einen progressiven Bürgermeister zu stürzen. Schwarze Veteranen des Ersten Weltkriegs wurden verprügelt und gelyncht.
Das Gleiche galt für deutsche Amerikaner und diejenigen, die verdächtigt wurden, Kommunisten zu sein. Zeitungen und Zeitschriften wurden zensiert und geschlossen. Eifrige Militärbeamte bauten ein Überwachungsnetz auf, um Widerstandskämpfer auf den Philippinen auszuspionieren, und setzten es dann gegen andersdenkende Amerikaner ein.
Wäre man selbst Opfer dieser rachsüchtigen Unterdrückung gewesen, hätte man leicht zu dem Schluss kommen können, dass der Kampf für Demokratie und Menschenrechte für immer verloren war. Aber was wäre, wenn jemand, der damals lebte, von einem von uns, der etwa 100 Jahre später lebte, hätte hören können?
Wäre man schockiert gewesen, dass Frauen bald wählen würden, dass die staatlich geförderte Rassentrennung illegal werden würde, dass die Technologie es möglich machen würde, dass abweichende Stimmen Millionen von Menschen durch ein Gerät in unserer Tasche erreichen könnten?
Kein Wunder, dass es eine Gegenreaktion auf all diesen Fortschritt gibt, könnte unser Freund aus der Vergangenheit sagen. Seht doch, wie viel in dem Jahrhundert zwischen euch heute und uns damals erreicht wurde. Und ihr habt all die Werkzeuge, um die Gegenreaktion auf eine Weise zu bekämpfen, die wir uns nie hätten träumen lassen. Wollt ihr wirklich aufgeben?
Was aus diesen dunklen Zeiten herausgeführt hat: Zum einen verloren die Mächtigen allmählich die Angst vor progressiven Kräften. Zum anderen wurden die Stimmen, die Veränderung forderten, lauter.
Quelle: Monika Bauerlein Bild: Mother Jones illu... EN www.motherjones.com
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"Was aus diesen dunklen Zeiten herausgeführt hat: Zum einen verloren die Mächtigen allmählich die Angst vor progressiven Kräften. Zum anderen wurden die Stimmen, die Veränderung forderten, lauter."
Danke für diese Sätze, liebe Theresa! Und natürlich auch für den Link.