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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Ulrich Busch stellt 1987 einen Ausreiseantrag aus der DDR und überlässt dafür den kompletten Nachlass seines Vaters der Akademie der Künste. Als er schließlich ausreist, ist es nicht mehr lange hin bis zum Mauerfall.
„Für die ideologischen Akteure war das natürlich eine Horrorvorstellung: ‚Der geht in den Westen. Das kann nicht sein. Das hätte sein Vater nie gewollt.‘ - Stimmt nicht!“
Alexa Hennings hat für die Dlf-Feature-Produktion „Und weil der Mensch ein Mensch ist. Ernst und Ernst Ulrich Busch“, die noch online abrufbar ist, den prominenten Künstler-Sohn getroffen.
Sein Vater war eine linke Bühnen-Größe der Arbeiterbewegung, künstlerisch und ideologisch eng mit Eisler und Brecht verbandelt. Seine Interpretationen des „Solidaritätsliedes“ oder des „Einheitsfrontliedes“ sind legendär. Er spielte den ersten Meckie Messer in der Dreigroschenoper und überhaupt die ganz großen Rollen an renommierten Theatern. Er ist ein gefeierter Star. Der ehemalige Nazi-Häftling, der sich später in der DDR nicht instrumentalisieren lassen will, gibt einmal im Streit Honecker eine Ohrfeige, was ihn in der DDR lange ins gesellschaftliche Abseits befördert. Seine Auftritte absolvierte er immer im feinsten Zwirn, was er auch gegen Anfeindungen verteidigte:
„Sie meinen wohl, der Kommunismus legt uns auf, wie ein Penner herumzulaufen!?“
Lilly Becher, die Frau von Johannes R. Becher, wird für den einzigen Sohn Ernst Buschs eine Ersatzoma werden. Die Witwe von Kurt Tucholsky schreibt Ulrich Briefe, und dem Sohn wird bereits zur Geburt vorsorglich ein Bewerbungsbogen fürs Berliner Ensemble mitgeschickt.
Doch der Sohn schlägt andere Wege ein. Ulrich Busch will nicht im Schatten seines übermächtigen Vaters stehen, und hat sich von vornherein für einen anderen, einen nicht-künstlerischen Berufsweg entscheiden.
„Ich habe meinem Vater in den letzten Jahren immer wieder versprechen müssen, dass ich nicht in die künstlerische Szene wechsele.“
Ein Instrument hat er nicht lernen wollen, dafür aber mal mit viel Aufwand ein Klavier beschädigt, das seinem Vater das skurrile Lob entlockte: „Das ist aber eine Meisterleistung.“ Sein Vater hat die Entscheidung seines Sohnes, einen anderen Berufsweg einzuschlagen, befürwortet. Aber einen solchen?
Der einzige Sohn der linken Künstlerlegende kam vor einigen Jahren in die Schlagzeilen, als er einen Teil des nie in Betrieb genommenen „Kraft-durch-Freude“-Nazi-Seebads „Prora“ auf Rügen aufkaufte. Andererseits, so meint Ulrich Busch, wäre sein Familienhintergrund vielleicht auch mit ausschlaggebend gewesen dafür, dass man ein derartig vorbelastetes Bauprojekt in seine Hände gegeben habe …
Ein ungemein interessantes Feature mit spannenden Einsichten in das Leben des großen Vaters und seines so anders geratenen Sohnes – natürlich mit ein paar Perlen der Musikgeschichte und der Stimme eines großen linken Künstlers, für den Hanns Eisler viele seiner Kompositionen geschrieben hat.
Quelle: Alexa Hennings Bild: imago /Jens Koehler www.deutschlandfunkkultur.de
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Den Beitrag hörte ich auch vor einiger Zeit und er gefiel mir.
Dass Ernst Busch "in der DDR lange ins gesellschaftliche Abseits befördert" wurde, das stimmt nicht.
Er spielte bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden auf den bedeutendsten Bühnen in Ostberlin.
Keiner im gesellschaftlichen Abseits ist Mitglied der Akademie der Künste und erhielt so viele Auszeichnungen.
Eine Auswahl aus Wikipedia:
Vaterländischer Verdienstorden in Silber, 1960 in Gold, 1965
Nationalpreis der DDR, 1956, 1966 und 1979 (I. Klasse für Kunst und Literatur)
Karl-Marx-Orden, 1970
Internationaler Lenin-Friedenspreis, 1972
Sowjetischer Orden der Völkerfreundschaft, 1975
Kunstpreis des FDGB, 1977
Durch seine Verdienste konnte er sich mehr erlauben als andere und das tat er.
Übrigens trug er unter dem edlen Zwirn fast nie Hemd und Krawatte, sondern einen Pullover:
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