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Phänomen Fifa: Wenn die Simulation die Realität überholt

Sonja Wild
Redakteurin, Spielebloggerin

Hat englische und deutsche Literaturwissenschaft sowie Politik in Erlangen studiert. Schreibt auf lostlevels.de über Indie-Spiele und arbeitet in der Redaktion des Bookazines WASD mit. Lebt, spielt und arbeitet in Berlin.

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Sonja WildSonntag, 25.12.2016

Na, bei wem lag gestern Fifa 17 unterm Christbaum? Wahrscheinlich bei gar nicht mal so vielen – die meisten Fifa-Fans haben das Spiel sicher schon längst, vielleicht sogar seit dem Erscheinungstag im September. Dafür spricht ein irrsinniger Verkaufsrekord: Die Fußballsimulation wurde allein in Deutschland innerhalb von vier Tagen über eine Million mal verkauft. Weltweit verzeichnet die Serie seit 1993 über 150 Millionen verkaufte Exemplare. Im E-Sport ist Fifa eine Hausnummer und den langjährigen japanischen Rivalen Pro Evolution Soccer hat man auch abgehängt. Nicht unbedingt durch ein besseres Produkt (viele sagen: im Gegenteil), sondern durch die frühe und clevere Lizenzpolitik. Fifa ist eine Erfolgsgeschichte – und für gar nicht wenige Menschen sogar das einzige Computerspiel überhaupt.

Kein Wunder, dass mancherorts die Abkürzung Fifa eher mit der Spielreihe assoziiert wird als mit dem Fußballweltverband. Der richtet zwar alle vier Jahre eine Weltmeisterschaft aus und schafft es zudem seit Jahren nicht aus den Schlagzeilen – der Skandale wegen –, aber der Bekanntheitsgrad der Simulation hat den der „echten“ Fifa dennoch teilweise überholt. Dabei war man bei EA lange skeptisch, weil der Sport im Nordamerika der Neunziger noch nicht recht angekommen war:

„Soccer was still seen by many as a benign distraction for children who showed little talent for American football, the sport on which EA’s early fortunes had been founded.“

Wohl auch deshalb entstand der Fifa-Prototyp in der Nähe von Liverpool. Heute spielen Menschen nicht mehr Fifa aus Liebe zum Fußball – sie lieben den Fußball, weil sie Fifa spielen. Wieso das so ist, warum das Spiel heute sogar politische Relevanz hat und weshalb sein Sohn dank Fifa einen leidenschaftlichen Hass auf Jordan Pickfords digitales Ebenbild hegt, verrät das spannende und persönliche Feature von Simon Parkin im Guardian. Das ist lang, sehr lang sogar, aber es lohnt jede Minute Lesezeit. Und zum Glück ist morgen ja noch ein Feiertag.
Phänomen Fifa: Wenn die Simulation die Realität überholt

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