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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Ich versuche normalerweise, mich mit Kollegenschelte zurückzuhalten. Wir machen alle Fehler, und als Journalist will ich nicht mit dem Finger auf andere Journalisten zeigen.
Aber am vergangenen Samstag war ich wirklich wütend. Wütend auf Focus Online und viele andere Medien, die ohne eine Sekunde eigener Recherche eine Meldung der belgischen Zeitung La Dernière Heure abgeschrieben haben. Angeblich sei der Wachmann eines Atomkraftwerks ermordet und sein Zugangsausweise gestohlen worden.
(Focus Online hat es obendrein geschafft, die Nachricht falsch zu übersetzen und noch ein paar Fakten dazu zu erfinden, damit die Botschaft noch ein bisschen dramatischer wird.)
Drei Anrufe hätten gereicht, um die Meldung mit relativ großer Sicherheit als Ente zu entlarven: bei der Staatsanwaltschaft, bei der Polizeidirektion von Charleroi und bei der AKW-Betreibergesellschaft. Alle drei waren am Samstagvormittag erreichbar, alle drei haben vehement dementiert.
Das Bildblog hat das traurige Medienversagen nochmal aufgerollt und macht mit einem Absatz den Strich darunter, der das ganze Elend des "Get it first and don't care if it's right"-Journalismus auf den Punkt bringt:
Ja, „Focus Online“ ist schnell. Schneller als die meisten anderen. Aber wenn der Pizza-Lieferdienst nur zwei Minuten braucht und statt einer warmen Pizza eine kalte Ratte bringt, sollte man sich vielleicht mal fragen, ob Schnelligkeit wirklich alles ist.
Quelle: Mats Schönauer bildblog.de
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