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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
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Wenige Themen werden hier auf piqd so kontrovers diskutiert wie das Gendersternchen. Es gibt dazu eine Menge starker Meinungen, deshalb halte ich mich mit meiner eigenen weitgehend zurück und gebe nur wieder, was der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch dazu sagt.
Er beschreibt anhand von Studienergebnissen, welche Assoziationen das generische Maskulinum (Musiker), die Doppelform (Musikerinnen und Musiker), geschlechtsneutrale Formulierungen (Musikschaffende), Binnen-I (MusikerInnen) und Gendersternchen (Musiker*innen) auslösen. Die Studien sind nicht alle neu, aber die Ergebnisse sind eindeutig:
Das "generische" Maskulinum ist nicht geeignet, uns neben Männern auch an Frauen denken zu lassen (keine Überraschung, das wissen wir schon lange). Außerdem denken wir bei (fast) jeder sprachlichen Form hauptsächlich an Männer (auch das ist schon lange bekannt). Aber: Das Gendersternchen erhöht signifikant die Wahrscheinlichkeit, dass wir auch an Frauen denken – allerdings nicht stärker als die traditionelle Doppelform (und nicht so stark wie das Binnen‑I)!
So weit, so wenig überraschend. Interessant finde ich, was keiner der genannten Alternativen zum generischen Maskulinum richtig zu gelingen scheint: nicht-binäre Menschen abzubilden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das auch daran liegt, dass die meisten Befragten schlicht überhaupt keine nicht-binären Musikerïnnen oder Schauspielerïnnen kennen – und sie folglich auch niemanden nennen können, wenn sie um Assoziationen gebeten werden. Stefanowitsch nennt das auch selbst als zweiten möglichen Grund und schreibt davor:
Erstens reicht es nicht aus, eine neue Form zu schaffen und in ein altes System einzufügen. Egal, ob es der Unterstrich, der Genderstern oder der Doppelpunkt ist – diese Interpunktionszeichen bedeuten von sich aus nicht "hier sind nicht-binäre Menschen gemeint", wenn wir sie in Wörter einfügen, die nach dem Schema "männlicher Wortstamm + weibliche Nachsilbe" gebildet worden sind. (…) Damit das Gendersternchen (oder eine beliebige Alternative) mehr als das werden kann, muss seine Einführung mit einer breiten gesellschaftlichen Diskussion darüber einhergehen, was es bedeuten soll. Und dazu ist es nötig, die Sprachgemeinschaft (oder wenigstens große Teile) davon zu überzeugen, dass es (a) nicht-binäre Menschen gibt, dass diese (b) in den traditionellen Sprachformen nicht sichtbar sind, und dass (c) das Sternchen ein Versuch ist, das zu ändern.
Eine Schlussfolgerung ist für mich jedenfalls klar: So umstritten geschlechtergerechte Sprache auch sein mag – wer gegen Gendern und für das generische Maskulinum argumentiert, propagiert damit eine grammatikalische Form, die dazu führt, dass viele Menschen automatisch an Männer denken. Das kann man für unproblematisch oder das geringere Übel als ein Gendersternchen halten. "Mitgemeint" werden Frauen mit dem generischen Maskulinum in der Praxis aber eher nicht.
Quelle: Anatol Stefanowitsch Bild: Tim Mossholder / ... www.sprachlog.de
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Was mir schon öfters negativ aufstieß: das Argument von wegen unschöne Sprache (=was ich ja als Fakt durchaus nachvollziehen kann) ignoriert völlig, dass "offizielle" Sprache wie Behörden- und Amtsdeutsch nie "schön" waren, im Gegenteil. Amtssprache zb gilt als typisch unverständlich und hässlich.
Selbst wenn also keine gegenderten Gedichte ästhetisch wirken, spielt es doch für Texte die inklusiv wirken sollten, keine große Rolle (=zb bei Stellenangeboten etc.).
Wow! Das ist sicherlich kein Tippfehler? Alternative zum Doppelpunkt (_:_), diesen horizontal zu stellen (_ï_), also statt "Musiker:innen" "Musikerïnnen" zu schreiben finde ich extrem nonchalant; das wäre eine ästhetische Lösung, (die aber wahrsch. nur #SemiotikNerds gefallen wird ;^) die ganz subtil, ja zärtlich an die hier benannte Nebenintention erinnert - ohne auffällige "Knalleffekt-ikonographie" (die mir pers. beim (_*_) kommt), hätte diese diskrete Schreibweise durchaus das Zeug, extremen Kritikerïnnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mehr davon!
Ich kann es mir altersbedingt leisten, die neumodische Neuerung nicht gebrauchen zu müssen, um meine sprachliche Grundeinstellung upzugraden. Ich glaube nicht, dass man mit diesen Mitteln á la Stefanowitsch eine gewertete Bewußtseinsveränderung erreichen kann. Frauen haben ohnehin ein Bild von sich darstellen zu wollen, das nicht ihrer Wirklichkeit entspricht, oder warum konkurrieren sie in den neuen Medien um ihr Erscheinungsbild mit den anderen Kunstfiguren auf Deubel komm raus, produzieren sich in/auf Selfies mit Geschlechtsmerkmalen und gar mit Hilfe anderer mit Stringtanga zwischen wackelnden Pobacken geschlechtliche Persönlichkeiten.
Ich bin mit gestandenen Frauen in den gesellschaftlichen Wirklichkeiten der Kriegsfolgezeiten großgeworden und weiß sie zu würdigen und sie, wie bei den Männern, von den Blendern zu unterscheiden.
Sorry, ich mag das Schluckaufsprechen, das an Stottern erinnert, überhaupt nicht
Das generische Maskulin hat einen klaren Vorteil: Es ist ein grammatikalischer Standard.
Die Tatsache, dass es Sternchen, Doppelpunkt, „Binnen-I“, „Bindestrich-i“ (Kolleg-innen), Ausrufezeichen (lt. Kommentar) und weitere textuelle Verrenkungen gibt, mag zwar „Vielfalt“ suggerieren. Doch letztendlich löst es weder Probleme, noch schafft es wirklich „Sichtbarkeit“. Es sorgt vor allem für teilweise fies lesbare Texte oder schlecht verständliche Sprache.
Wenn die Diskussion aus dem abgehobenen politischen/akademischen Diskurs in die Realität geholt wird, zeigt sich, dass ein Großteil der Bevölkerung davon eher genervt oder ihr schlicht egal ist.
( https://www.qwant.com/... )
Doch was passiert, wenn viele genervt sind? Es wird fast immer mittelfristig ein gegenteiliges Gefühl von dem erzeugt, was erreicht werden soll. Es hat also eher trennende denn verbindende Wirkung etwas zu fordern, was sogar von vielen „Betroffenen“ (Frauen, Lesben, Schwule,…) als „verkopftes Problem“ wahrgenommen wird.
Wer beim generischen Maskulinum nur Männer sieht (oder sehen will), wird beim Gendern nur „die Anderen“ sehen (wollen) und sich selbst als diskriminiert. Die (aktuellen) Umfragen legen nahe, dass sich dafür eine Mehrheit entwickeln könnte – das wäre maximal kontraproduktiv.
„Haltung“ drückt sich zweifellos in Sprache aus. Doch genau das ist das Dilemma: Sprache » macht« keine.
Das ist m.E. der zentrale Denkfehler in dieser Diskussion.
"Die Studien sind nicht alle neu, aber die Ergebnisse sind eindeutig: Das "generische" Maskulinum ist nicht geeignet, uns neben Männern auch an Frauen denken zu lassen."
Diese Studien beweisen, was keiner bezweifelt (subjektive Assoziation Genus/Sexus); beweisen nicht, was strittig ist (Frauen erfahren konkrete Nachteile durch generisches Maskulinum); funktionieren ähnlich auch zB Englischen, in dem es gar kein generisches Maskulinum gibt und rechtfertigen keine künstliche Umkehrung des Standard-Genus per Gendern.
"Was keiner der genannten Alternativen zum generischen Maskulinum richtig zu gelingen scheint: nicht-binäre Menschen abzubilden."
Warum muss ich, statt wie bisher alle Personen GENERISCHEN Maskulinum eingeschlossen zu verstehen, in Gedanken alle aufzählen, die gemeint sein könnten: Männer, Frauen, Transsexuelle, Fluide, intelligente Außerirdische, ich-bewusste Maschinen usw?
"'Mitgemeint' werden Frauen mit dem generischen Maskulinum in der Praxis aber eher nicht."
Natürlich werden sie das: "Angela Merkel ist der achte Bundeskanzler der BRD & deren erste Kanzlerin." Verletzt Gendern, versteht aber jeder (auch Sie!), weil Maskulinum = Standard-Genus ≠ männlich.
Lieber Simon Hurtz,
der Autor Anatol Stefanowitsch schreibt sicherlich viel Richtiges zum Genderstern und dessen Vermögen in Abgrenzung zum Binnen-I. Allerdings geht es beim Generischen Maskulinum schräg durch die Decke. Ich würde ihm und Ihnen am liebsten einen Aufsatz der Linguistin Heide Wegener senden, in dem es genau um diese Studien geht. (Kurz: Natürlich denkt man zuvorderst an Männer, wenn man nach dem liebsten Romanhelden gefragt wird. Wie soll man denn ohne Kontext wissen, ob die Frage generisch oder männlich gemeint ist?) Echte Studien, also solche ohne Bias, ergeben eine korrekte Verwendung und Wirkung des generischen Maskulinum von ca. 98 Prozent. Alles im Netz zu finden...
Und: Sehen Sie persönlich bei "Bürgern, Zuschauern, Urlaubern" wirklich nur Männer? Wenn ja, warum?
Herzliche Grüße,
Joel