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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Mehr Medienblasen-Meta geht kaum: Ein Medienjournalist (Alexander Graf) porträtiert eine Medienkolumnistin (Samira El Ouassil), die sich in ihrem Text "Porträt eines Porträt-Journalisten" über die typischen Phrasen, Klischees und küchenpsychologischen Ferndiagnosen in Porträts lustig machte, deren Protagonisten meist im Berliner Café Einstein sitzen:
Und jetzt sitzt man also selbst El Ouassil im Café gegenüber und versucht tapfer, nicht in diese Klischee-Falle zu tappen. Man würde lügen, würde man nicht zugeben: Es ist nicht leicht.
Aber hey, ich piqe diesen Text im Kanal "Medien und Gesellschaft". Wo, wenn nicht hier, ist ein bisschen Medienblasen-Meta angebracht? Wer jede Woche die Übermedien-Kolumnen von El Ouassil liest (Offenlegung: ich tue es, und ich bin Fan), wird sich über dieses Porträt jedenfalls freuen. Auch wenn Graf es wirklich nicht leicht hat:
Durch diese Wolke des selbstironischen Understatements blickt man bei ihr nie ganz durch. Dabei weiß sie natürlich ganz genau um das Dilemma ihres Gegenübers. Wie soll man sich als Journalist*in überhaupt noch einer Person annähern, wenn hinter jeder Interpretation der vorhergesagte küchenpsychologische Abgrund lauern könnte?
Auch Graf selbst findet El Ouassil ziemlich gut, und daraus macht er keinen Hehl ("bewundernswert kluge Texte"). Insofern ist das keine kritische Auseinandersetzung, sondern ein Text von einem Fan für Fans. Trotzdem (oder gerade deshalb) habe ich das Porträt gern gelesen und stimme dem Schluss voll und ganz zu:
Ein paar Wochen später, im Café, stoppt man schließlich die Aufnahme und fragt sich, ob sie mit ihrem Text über den Porträtjournalisten recht behalten wird. (...) Und dann beginnt man plötzlich zu verstehen, dass Samira El Ouassil damit ihr Ziel bereits erreicht hat. Wo Reporter*innen beginnen, auch über die eigene Unzulänglichkeit nachzudenken, fängt besserer Journalismus an. Und mehr will sie eigentlich ja gar nicht.
Quelle: Alexander Graf Bild: Quirin Leppert taz.de
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