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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
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Vergangene Woche hat der "Verein Deutsche Sprache" (VDS) ("eine Art Sprach-Pegida", wie es Stefan Niggemeier ausdrückt) einen alarmistischen Aufruf veröffentlicht. Die mehr als 100 Erstunterzeichner*innen würden wohl vehement gegen dieses Gendersternchen protestieren, denn sie fordern: "Schluss mit dem Gender-Unfug!"
Weil sich viele Prominente beteiligten, erhielt das Manifest eine Menge unverdienter Aufmerksamkeit. Von "Witzfiguren und Wutbürgern" schrieb die taz, eine "Front der Fanatiker" erkannte die SZ, und bei Spiegel Online zerpflückte Margarete Stokowski ein Pamphlet der Mitunterzeichnerin Sibylle Lewitscharoff.
Die beste Reaktion kommt von Till Raether, der die selbsternannten Sprachschützer*innen mit ihren eigenen Waffen schlägt: Er entblößt "das Unvermögen der Deutschbeschützer*innen, ihrer eigenen Sprache Schönheit zu schenken":
Warum benutzen die Sprachschützer*innen die schreckliche Metapher von der "Vergewaltigung der Sprache"? (...) Wie hässlich, geschmacklos und verletzend kann ein Sprachbild sein? "Man kann Sprache nicht vergewaltigen", schreibt meine Kollegin Alena Schröder. Man kann nur die Traumata anderer für billige Effekte einsetzen.
In einem einzigen Lewitscharoff-Absatz entdeckt Raether:
Teils ist Rather lustig:
Ich bin zufriedener Nutzer des Gender-Sternchens. Mit "Verrenkung" ist womöglich gemeint, dass der Stern aufgrund seiner Tastatur-Randlage etwas schwerer zu erreichen ist, aber das ist Übungssache.
Teils bitterernst:
Es lohnt es sich, das Kampfwort "Gender-Unfug" etwas genauer zu betrachten und seine Verwender*innen bei genau diesem Wort zu nehmen. Der Versuch, Sprache davor zu schützen, dass sie sich verändert, entspringt nicht der Liebe zur Sprache, wie ihre Vereinsmeier*innen glauben machen wollen, sondern der Liebe zum Hergebrachten, zum Immer-so-Gewesenen.
Quelle: Till Raether Bild: dpa sz-magazin.sueddeutsche.de
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frage in die runde: gibt es im aktuellen deutschen schriftthum bereits den begriff «sprachwandelleugner» ? wenn nicht, könnte er hilfreich sein, um das diskussionsklima... hm, zu erwärmen. wie schön ließe sich darüber streiten, ob der sprachwandel menschengemacht ist, oder die "anpassung an weltweite machtverhältnisse"! und da unsere journalisten° so gerne abkürzen und "klimawandelleugner" gern mal zu "klimaleugnern" verknappsen, würde aus dem 'verein deutsche sprache' in null,nix ein verein der "sprachleugner". /ironie off
journalisten° = kringel weil inklusiver, weniger binär als das sternchen. ebenso leicht auf der tastatur zu ertippern, ohne verrenkungen. endständig weil optisch weniger 'disruptiv' als mittel-ständiges sternchen. endständig weil es als visuelles gegengewicht vorangestellten artikeln die generische wichtigkeit nimmt (die außer germanisten° eh niemand mehr versteht, deutsch-schüler° schon gar nicht).
danke für's piqn von till raethers kolumne, simon!
Brigitta Hauser-Schäublin, die als Professorin für Ethnologie in Göttingen lehrte, schreibt in der NZZ: "Anglizismen [dazu zählt das Gendersternchen], denen ich in verschiedensten Teilen der Welt begegnet bin, haben nie zu einer Bereicherung der lokalen Sprache beigetragen; sie waren in den Fällen, die ich selbst verfolgt habe, eine Vorstufe zum langsamen Verschwinden der lokalen Sprache. Sie waren, vergleichbar mit dem, was in der deutschen Sprache geschieht, Ausdruck von Anpassungsprozessen an weltweite Machtverhältnisse." https://www.nzz.ch/mei...