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Medien und Gesellschaft

Eine Bluttat? Ein Familiendrama? Nein – ein Femizid!

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzFreitag, 04.02.2022

Gender Equality Media hat nachgezählt: 264 Medien, die im vergangenen Jahr 815 Mal über Gewalt gegen Frauen berichteten – und 775 dieser Artikel verharmlosen, was passiert ist. Das sind 95 Prozent.

Während wir den Begriff Feminizid (Ich kannte bislang nur "Femizid", offenbar können beide Ausdrücke synonym verwendet werden) wieder kein einziges Mal in der Berichterstattung auffinden konnten, führen Begriffe wie Bluttat (233x, 2020: 198x), Beziehungstat (163x, 2020: 141x) und Familiendrama (138x, 2020: 143x) die Negativ-Top-Drei der gewaltverharmlosenden Sprache an.

Ich bin nicht sicher, ob es einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von "Bluttat" und der Beliebtheit von True-Crime-Formaten gibt, wie die Autorïnnen in der Folge vermuten. Ihrem Fazit stimme ich aber uneingeschränkt zu:

Je blutiger und grausamer ein Angriff gegenüber Frauen ist, desto voyeuristischer und profitgieriger wird die Tat in den Medien ausgeschlachtet. Nicht selten wird dabei auch aus der Täterperspektive berichtet. Einzelheiten der Tat werden detailliert beschrieben, manchmal sogar bis hin zur Unterwäsche des Opfers. Solche Details haben nichts in der Berichterstattung zu suchen.

Ähnlich problematisch ist der Begriff "Ehrenmord", den Gender Equality Media im vergangenen Jahr 63 Mal gezählt hat. Der Verein glaubt, dass es oft darum gehe, die Herkunft der Täter besonders zu betonen:

Wir beobachten, dass Feminizide vor allem dann als Ehrenmorde bezeichnet werden, wenn die Täter nicht biodeutsch sind. Obwohl Feminizide in Deutschland häufig und sogenannte Ehrenmorde selten sind, hat sich Letzteres viel mehr im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt.

Die Liste der Medien, die am häufigsten verharmlosend formulieren, überrascht nicht: Tag24, gefolgt von Bild und RTL. Doch auch weniger sensationslüsterne Portale gehen immer wieder achtlos mit Sprache um. Am häufigsten nutzten die Redaktionen der Augsburger Allgemeinen und des Tagesspiegels den Begriff Ehrenmord (und die Bild, aber das war zu erwarten).

Das Fazit von Gender Equality Media:

Wenn (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen verübt wird, sind das keine Tragödien, die durch Zufall passieren, sondern es handelt sich um strukturelle Gewalt, die eine dauerhafte Kontextualisierung braucht. Redaktionen müssen dafür sensibilisiert werden, auch was die Bedeutung der Begriffe anbelangt, die sie besonders gerne verwenden. Medien muss bewusst werden, dass sie Verantwortung haben, vor allem, wenn sie auflagenstark sind. 
Eine Bluttat? Ein Familiendrama? Nein – ein Femizid!

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