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Medien und Gesellschaft

Dieses Matussek-Portrait ist einer der drei besten Texte des Jahres

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMontag, 06.08.2018

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Und man soll im August noch nicht seinen Text des Jahres küren. Deshalb habe ich mich in der Überschrift nicht festgelegt. Aber eigentlich bin ich mir sicher, dass nach diesem Portrait nicht mehr viel kommen kann.

Malte Henk hat nicht nur einen grandiosen Text über Matthias Matussek geschrieben. Wenn man den Namen und die Szenen ersetzt, treffen die Aussagen auf viele Journalisten und Publizisten zu, die im Laufe ihres Lebens nach rechts gewandert sind.

"Ausländer rein!" hat Roland Tichy einst gefordert. Der frühere FAZ- und heutige Welt-Blogger Rainer Meyer, besser bekannt als "Don Alphonso", hält sich vermutlich heute noch für links. Auch Nicolaus Fest oder Michael Klonovsky waren früher bei mehr oder weniger seriösen Medien angestellt und sind mittlerweile der AfD beigetreten oder veröffentlichen Bücher mit Titeln wie "Die Liebe in den Zeiten der Lückenpresse".

Aber man muss das Matussek-Portrait gar nicht als Parabel auf die Neue Rechte und irrlichternde, alternde Journalisten lesen. Es steckt voller wunderbarer Beobachtungen und großer kleiner Sätze. "Traurig und zärtlich, aber auch grausam und witzig", hat Stefan Niggemeier den Text auf Twitter genannt. Das trifft es gut.

Allein diese Szene ist es wert, sich bei Zeit Online zu registrieren (dann ist der Text kostenlos lesbar):

Im Fernsehen beginnt Berlin direkt, Sportübertragungs-Spannung, Frau und Sohn setzen sich dazu. Die Moderatorin redet vom "rechten Zeitgeist" und Publizisten mit "keinerlei Berührungsängsten", dann darf Matussek 23 Sekunden lang die AfD als "Erfrischungskur für unsere Demokratie" loben. "Bisschen kurz", grummelt er hinterher. Aber Frau und Sohn finden, das sei doch klasse gewesen. Fröhliche Siegesstimmung. "Merkel muss weg!", ruft Matussek und läuft durchs Wohnzimmer, "Widerstand!", und die Familie ruft lachend zurück: "Du Nazi!"

Matussek empfindet den Artikel übrigens als "ehrabschneiderisch".

Dieses Matussek-Portrait ist einer der drei besten Texte des Jahres

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Kommentare 6
  1. Tobias Schwarz
    Tobias Schwarz · vor mehr als 6 Jahre

    Der Text ist wirklich gut, aber er macht aus meiner Sicht dennoch den Fehler, aus der offenbar problematischen narzisstischen psychologischen Situation Matusseks einen journalistischen Selbstvergewisserungsnarrativ zu basteln.

  2. Marcus Ertle
    Marcus Ertle · vor mehr als 6 Jahre

    wirklich gut

    1. Christoph Weigel
      Christoph Weigel · vor mehr als 6 Jahre

      wirklich gut? auch in der x-ten wiederholung einer erst-links-später-dann-rechts keine wirklich neuen erkenntnisse. nett geschrieben, ja. aber anwärter auf "den text des jahres"?

    2. Simon Hurtz
      Simon Hurtz · vor mehr als 6 Jahre

      @Christoph Weigel Muss ja nicht jeder so sehen. Ich habe das Portrait sehr gern gelesen. Henk hätte Matussek lächerlich machen können. Er hat versucht, ihn zu verstehen. Am Ende bleibt trotzdem kein allzu vorteilhaftes Bild (jedenfalls nicht bei mir), aber dazu trägt Matussek in erster Linie selbst bei. Ich finde, man merkt dem Text an, wie viel Recherche dahinter steckt. Außerdem mag ich die Sprache sehr. Für mich ist das journalistisch von Anfang bis zum Ende richtig gutes Handwerk.

    3. Marcus Ertle
      Marcus Ertle · vor mehr als 6 Jahre

      @Christoph Weigel Naja, wenn ich "wirklich gut" schreibe meine ich ja nicht, dass er fantastisch, großartig, atemberaubend ,der beste Text, der in dieser Galaxie die nächsten Jahre erscheinen wird mässig ist....sondern, dass der Text wirklich gut ist.

      Ich denke, man muss bei Porträts immer vorsichtig sein,weil sie, anders als Interviews, dem Autor übermäßig viel Macht über die Person die sie beschreiben geben. Ich finde allerdings, dass dieses Porträt insgesamt fair ist.

    4. Alexander Sängerlaub
      Alexander Sängerlaub · vor mehr als 6 Jahre

      Irre guter Text über einen ehemals großen Journalisten, über den man sich schon lange wundert. Danke dafür!

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