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Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Die Wechseljahre spielen sich in den Eierstöcken ab. Wenn sie aufhören, Östrogen und Progesteron zu produzieren, setzt die Regelblutung aus. Damit ist die fruchtbare Phase im Leben einer Frau beendet. So lässt sich kurz und knapp zusammenfassen, was man gemeinhin über die Wechseljahre hört und liest.
Doch so eindimensional ist es nicht. Denn Geschlechtshormone wie Östrogen und Progesteron beeinflussen auch Gehirnfunktionen – und werden wiederum neuronal reguliert. Das bedeutet: Die Wechseljahre spielen sich auch im Gehirn ab.
Wie sich diese Zeit der hormonellen Umstellung auf das Gehirn auswirkt, ist noch nicht gut erforscht. Aber das, was darüber bekannt ist, zeigt, wie wichtig dieser Transformationsprozess für die allgemeine Gesundheit von Frauen ist, die postmenopausal sind, deren letzte Monatsblutung also mindestens ein Jahr zurückliegt. Wichtig ist, zu verstehen, dass die allgemeine Gesundheit stark mit neuro-endokrinalen Prozessen zusammenhängt, also mit dem Wechselspiel zwischen Hormonen und Hirnzellen.
Einige der typischen Wechseljahrbeschwerden lassen sich durch veränderte hormonelle Rückkopplungsprozesse erklären: zum Beispiel Hitzewallungen, Schlafstörungen und das, was durch Covid-19 als Brain Fog bekannt geworden ist, eine Art Nebel, der Denken und Erinnern erschwert. Bei anderen Symptomen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Störungen, kann man derzeit nur sagen, dass sie Einfluss auf die Gehirngesundheit haben können, aber noch nicht, inwiefern veränderte neuronale Abläufe das Risiko dafür erhöhen.
Es erhärtet sich aber zunehmend der Verdacht, dass die frühen Jahre der hormonellen Umstellung – die Perimenopause –, die bei manchen Frauen bereits ab Ende 30 beginnen, besonders wichtig sind, wenn es um die Demenzprävention geht. Etwa zwei Drittel der Demenzpatient:innen sind Frauen (was nicht nur mit ihrer längeren Lebenserwartung zu tun hat). Neurowissenschaftler:innen haben Belege dafür gefunden, dass die für die Alzheimer-Demenz typische Protein-Ablagerung im Gehirn (Plaque) in den Wechseljahren beginnt. Das heißt nicht, dass alle Frauen, bei denen sich früh Plaque ablagert, später an Demenz erkranken. Es heißt aber, dass es wichtig ist, sich die Zusammenhänge zwischen den hormonellen und neuronalen Veränderungen in den Wechseljahren mit späteren Demenzsymptomen anzuschauen. Diese Forschung hat begonnen.
Die Wechseljahre sind ein normaler Transformationsprozess – so wie die Pubertät auch. Doch manches, was in den Wechseljahren passiert, hat großen Einfluss auf die Gesundheit in den Folgejahren. Frauen haben zu lange gehört, dass sie sich nicht um ihre Beschwerden zu kümmern brauchen. Sie würden verschwinden, sobald sich die Hormone auf einem niedrigeren Niveau eingependelt haben.
Doch weder ist alles, was während dieses Umbauprozesses passiert, harmlos, noch muss man alle Beschwerden stoisch aushalten. Gleichzeitig gilt: Die Wechseljahre an sich sind ebenso wenig ein krankheitswertiger Zustand, wie die Pubertät oder Schwangerschaften. Die Forschung zu neuronalen Effekten zeigt aber einmal mehr, dass es wichtig ist, informiert zu sein, bei Beschwerden genauer hinzusehen und sie ernstzunehmen.
Dafür tut dieser Text einiges.
Quelle: Kim Tingley Bild: Ori Toor EN www.nytimes.com
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Sehr wichtiges, viel zu wenig beleuchtetes Thema! Ich habe 2020 das Buch „Das weibliche Gehirn“ von Dr. Lisa Mosconi zu genau dieser Thematik gelesen, kann ich sehr empfehlen! https://www.deutschlan...