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Viele Besucher bei den Holzkunsttagen in Blandikow
BLANDIKOW - Voriges Jahr war es ein bisschen zu warm, dieses Jahr ein bisschen zu nass – zumindest am Sonnabend. Aber über mangelndes Interesse musste sich Karsten Bork nicht beklagen. Trotz Regens kamen viele Interessierte nach Blandikow und schauten den Künstlern auf die Kettensäge und staunten, wie schnell und sauber sich mit einem Hochdruckgerät so ein Baumstamm entrinden lässt.
Die Paketabholschlange der Hamburger Postfiliale Kaltenkirchener Straße schläft nicht nur in der Vorweihnachtszeit mit dem Kopf im Warmen und dem Körper draußen in der Kälte. Ich bin kein Schlangenexperte, das nicht, es sei bitte doch aber auch einem Laien erlaubt, eine Schlange schön zu finden. Ich finde die Paketabholschlange der Hamburger Postfiliale Kaltenkirchener Straße schön, weil es sich – jetzt werden vielleicht einige enttäuscht sein – um gar kein richtiges Schuppenkriechtier handelt, sondern um Menschen wie dich und mich und Oma, wobei mir die Oma der Schlange bereits drei Mal derart persönlich sehr leidgetan hat, dass ich an schöne Sachen denken musste, um mich abzulenken, was ja sonst nur in Büchern funktioniert.
Drei Mal nämlich erlebte ich, wie eine Oma der Schlange nach ca. 45 Minuten Wartens zu einem der beiden Giftzähne der Schlange vorgedrungen ist – den Schalterdamen, und an dieser Stelle sei sofort einschränkend angemerkt, dass das mit dem Gift rein gar nichts mit dem Charakter der beiden Postangestellten zu tun hat, sie haben vielleicht bloß im Leben hier und dort einen falschen Weg genommen und sind in der Kaltenkirchener gelandet, wobei auch nichts dagegen spricht, dass es ihr Kindheitstraum war, die beiden einzigen Schalter in einer großen Postfiliale besetzt zu halten, und also immer mit 30-60 Leuten zu tun zu haben, die ihnen immer als erstes erzählen, sie seien "eigentlich zu Hause gewesen, der Postbote ist einfach zu faul, um hochzugehen".
Jedenfalls waren wir eigentlich bei der Oma, die also nach langem Warten endlich dran ist – ich nehme jetzt der Anschaulichkeit halber die kleinste der dreien, die mir schon allein wegen ihrer Größe besonders leidgetan hat, weil sie ja auch nur so kleine Schritte machen kann, und dann hat das sicher eben schon mal so ewig gedauert, bis sie überhaupt an der Kaltenkirchener war, und jetzt sagt eine der beiden Schalterdamen also mit ihrer eleganten Dauerwellenstimme:
"Nee, Sie sind hier falsch, Sie müssen Altona-Altstadt."
Ich weiß auch nicht.
Und die Oma sagt "Ach, so" und geht mit ihren kleinen Schritten an der Schlange vorbei raus.
Ich bin ja immens gern konstituierendes Mitglied der Schlange in der Postfiliale Kaltenkirchener Str. Es handelt sich häufig um die einzigen Stunden des Tages, in denen ich mit gutem Gewissen lesen kann: Ich tue nämlich nebenbei noch etwas, was getan werden muss, ich hole eine Doppelpackung Tesafilm ab, die mir nicht zugestellt werden konnte, obwohl ich zu Hause war, der Postbote war einfach zu faul, um hochzugehen.
Die Bedingungen zum Lesen könnten nicht besser sein: Das Neonlicht ist scharf wie eine Haarstylistinschere, die Konzentration in dem Raum hoch, da ein jeder schlecht gelaunt ist und kurz vorm Explodieren, im Nervensinne, das muss man heutzutage ja leider immer dazuschreiben, und wenn du kurz vorm Explodieren stehst, unterhältst du dich nicht blöd mit dem Hinterkopf deiner Schlangenvorsteherin über die Vorzüge von dieser oder jener Handcreme, oder worüber Menschen sich halt so unterhalten in einer Hansestadt. Nein, du wartest und du hältst still und du – wenn du ich bist – liest.
Nun ist es ja leider so, dass ich viel mehr Newsletter abonniert habe als Freunde, die mir Gegenstände in Paketen zuschicken könnten, und da ich vor Onlineshopping eine Phobie habe, genauer gesagt, vor Kommentaren anderer Käufer derselben Ware, was dazu führt, dass ich es nicht hinkriege, auch nur eine Schraube online zu bestellen, wenn jemand sich über die Qualität dieser Schraube öffentlich Gedanken gemacht hat, oder auch nur gar "Sterne verteilt" hat, kurz: Da ich nicht sehr viele Dinge aus der Kaltenkirchener Str. abholen muss, schicke ich mir gelegentlich selbst zwei Bücher zu, radle, nachdem die nicht zugestellt wurden, zur Kaltenkirchener – am liebsten in der Mittagspause, da ist die Hölle am meisten los –, begrüße fröhlich die Schlange, die NIE den Gruß erwidert, was auch schön ist, weil was soll das?, lese, während ich auf Mich-an-der-Reihe warte, das Buch, welches ich mitgenommen habe, und – jetzt Achtung, jetzt kommt der Trick–: Sollte ich dieses Buch noch nicht ausgelesen haben, bevor ich dran bin, hole ich nur eines der beiden mir zugeschickten Bücher ab und stelle mich wieder hinten an, um weiter lesen zu können! Sollte ich das Buch, welches ich mitgebracht habe, zu Ende gelesen haben, oder scheiße finden, hole ich mir trotzdem erst nur eins ab, um das dann vor Ort anzufangen.
Das nur kurz als Verortung.
Was ich dazu noch sagen möchte, am Ende dieses wie immer, wie alle Jahre, seltsamen Jahres:
Das sind meine "Top 3 in der Kaltenkirchener-Schlange gelesenen Bücher 2015":
1. "Tenth of December" von George Saunders. Fantastische, fantastische Erzählungen.
2. "The Boy Who Stole Attila's Horse" von Iván Repila. Ein kurzer Roman, bildlich couragiert, zärtliche Behandlung von Horror-Traditionen und entsprechender Einsatz ihrer Elemente: Zwei Brüder in einem Brunnen, kommen nicht heraus, dann ist die Nacht da.
3. "F" von Daniel Kehlmann. Religion, Wirtschaft, Kunst. Und lauter Illusionisten. Lauter Hypnotiseure. Lauter Betrüger. "Süffig."
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Das Buch von Kehlmann heißt doch "F", der neue Roman von Jan Böttcher heißt "Y". Und dann gibt es noch "K" von Tom McCarthy. Ich wette, wir kriegen das Alphabet noch voll.
Mein Leben in den Postfilialen dieser Welt ist gerettet. Danke!
Prachtvoll. Werde versuchen, in der nächsten Schlange daran zu denken.