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Achillesferse Krankenhaus

RiffReporter eG
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RiffReporter eGMontag, 06.04.2020

Die Achillesferse, nicht nur in Italien, sondern auch bei uns ist das Gesundheitswesen: Es müsste sich nun rasch dehnen – 14 Behelfskliniken und 50.000 Ärzte zusätzlich brauchte es in Wuhan. Aber elastisch wurde das Krankenhauswesen hierzulande kaum gedacht. Im Gegenteil: Es wurde in den letzten Jahren auf Effizienz ausgerichtet.

Deswegen hat man eine andere Schraube des Gesundheitswesens bedient, wie es auch Italiens Kliniken getan haben. Patienten, die zu einer geplanten OP kommen, müssen bis auf unbestimmte Zeit warten. 

Aber wie gut kann das funktionieren? Wie bereitwillig vertrösten Krankenhäuser ihre lukrativen Hüft- und Herzkatheterpatienten? Kliniken sollen schwarze Zahlen schreiben. Manager achten darauf, dass die Operationssäle dicht belegt sind und maximale Vergütung erzielen. Chefärzte bekommen regelhaft mehr Gehalt, wenn sie die Zielvorgaben erfüllen. 90 Prozent aller Chefarztverträge in hiesigen Krankenhäusern sehen solche Boni vor. Wie kann ein System, dass seit Langem an erster Stelle effizient laufen soll, in dem Patienten Fälle sind und Ärzte in Minuten eingeteilt werden, auf einmal den notleidenden Coronapatienten in den Blick nehmen? Zumal die Versorgung von Coronapatienten vergleichsweise wenig lukrativ ist. Es gibt keinen Schalter, der ein geldorientiertes System über Nacht zu einem barmherzigen Ort macht.

Susanne Donner wirft in ihrem Text noch einen weiteren Punkt auf. Patienten bekommen in deutschen Krankenhäusern immer wieder Therapien, die sie nicht unbedingt wollen. 

„Da ist die Luft zum Guten in der Coronakrise“, betont ein anonym gefragter Arzt eines Krankenhauses. Ihm zufolge kursieren nun Notfallpatientenverfügungen. Pflegeheimbewohner sind aufgerufen, anzugeben, was sie wollen: 1. nicht ins Krankenhaus: nur eine lindernde Therapie, 2. eine Behandlung im Krankenhaus, aber keine Intensivtherapie oder 3. Maximalversorgung, also alle Formen der Beatmung bis zum ECMO.

„Advanced care planning“ – wörtlich „fortgeschrittene Pflegeplanung“ – heißt es im Fachjargon, wenn man Menschen vorher fragt, was sie im Krankenhaus für Therapien möchten. Auch im Papier der Fachgesellschaften taucht sie als Option auf, die Überlastung der Kliniken abzuwenden. 

Albrecht sagt: „Wenn wir von einer Flut von Notfallpatienten überrollt werden, haben wir keine Zeit, Patienten und Angehörige nach ihren Wünschen zu befragen.“ Und der Arzt aus dem deutschen Krankenhaus hofft: „Wenn wir das jetzt einführen, können wir die schlimme Altersdiskriminierung wie in Italien vermeiden, die ansonsten mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf uns zukommt.“
Achillesferse Krankenhaus

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