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Kurator'in für: Technologie und Gesellschaft Medien und Gesellschaft Klima und Wandel
Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.
Jonathan Haidt fasst in einem seiner letzten Vorträge des Jahres die Ergebnisse der Arbeit an seinem kommenden Buch über Social Media und die rapide Zunahme von Mental Health Issues unter Jugendlichen seit 2012 zusammen.
Ich verfolge die Arbeit von Jonathan Haidt im Kontext von Social Media seit mehr als zehn Jahren, seit fünf berichte ich über seine Erkenntnisse regelmäßig hier auf Piqd und erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass Soziale Medien psychoaktive Wirkungen zeigen, die wir gerne unterschätzen und mit Verweisen auf die fraglos existierenden postiven Seiten digitaler Massenvernetzung beiseite wischen, auch wenn sich die psychoaktive Wirkung sozialer Medien verheerend auf die geistige Gesundheit von Jugendlichen auswirkt.
Der Gegenspieler von Jonathan Haidt, der Oxford Psychologe Andrew Przybylski, findet regelmäßig und so auch in seiner jüngsten Studie mit mehr als 12000 Probanden gar keine Zusammenhänge zwischen Screentime oder Sozialen Medien und der Teenage Mental Health Crisis. Dementgegen fanden gleich zwei im gleichen Zeitraum veröffentlichte Meta-Studien mit mehr als 30000 Probanden sehr wohl signifikante Auswirkungen von Screentime auf die neurologische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Eine weitere Studie fand heraus, dass Screentime für Kinder von 1 Jahr zu Entwicklungsverzögerungen führt.
In Deutschland haben 40 Bildungsforscher einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie ein Moratorium der Digitalisierung an Kitas und Schulen fordern, da sich die "wissenschaftlichen Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien" verdichten. Ich habe diesen offenen Brief als Mitzeichner unterschrieben und plädiere seit längerem für ein Smartphone-Verbot an Schulen, die Mental Health Krise unter US-Teenagern ist dabei nur eine weitere Facette. Nonkonsensuale Deepfake-Pornos (die auch an Schulen getauscht werden) und AI-Companions als die nächsten Stufen der digitalen Revolution werden die Zahlen der Mental Health Issues unter Jugendlichen garantiert nicht senken.
In seinem Vortrag schlägt Haidt nun vier Normen vor um den Teufelskreis allmächtiger digitaler Vernetzungsspielzeuge zu durchbrechen: Smartphones nicht unter 14 Jahren, Social Media-Zugang ab 16 Jahren, ein komplettes Verbot von Smartphones an Schulen und Unabhängigkeit und Free Play für Kids. Auch das unterschreibe ich.
Meines Erachtens sind die Beweise für eine schädliche Wirkung soziales Medien erdrückend. Ich halte sie sprichwörtlich für Drogen, eine Form von "social smoking", und sie haben an Schulen nichts verloren.
Quelle: ExcelinEd Bild: ExcelinEd EN www.youtube.com
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Es an Schulen komplett zu verbieten wird nicht helfen. Das müsste sowieso wenn gut begleitet und moderiert werden.
Allerdings (!) braucht es analoge Schutzräume, quasi digital detox Räume und zwar nicht nur für Kinder und Schüler sondern für alle.
Hierbei könnte rein technisch auch Störsender helfen, dann entfällt die problematische kontrolle...
Auch wenn ich vom Bauchgefühl her beim Thema Smartphone-Verbot sofort dabei bin, finde ich diesem Beitrag zum Thema interessant: „Schulen müssen bessere Lernorte werden, damit sich schulisches Lernen für Jugendliche sinnvoll anfühlt. Sie müssen professionell mit Jugendkultur umgehen und Unterricht anbieten, der in eine Kultur der Digitalität passt.
Umgekehrt braucht es sinnvolle Prävention, um digitale Formen von Gewalt und Abhängigkeit zu reduzieren. Verbote an Schulen sind hier eine Scheinmaßnahme – sie fühlt sich gut an und macht Probleme an Schulen unsichtbar. Zur Lösung tragen sie nicht bei, im Gegenteil: Smartphone-Verbote belasten Schulen und absorbieren Ressourcen, die für Kontrolle und Durchsetzung eingesetzt werden müssen. Wer ein Smartphone-Verbot fordert, um Abhängigkeiten oder Übergriffe zu reduzieren, versteht nicht, welche Faktoren zu Abhängigkeit oder Übergriffen führen. Smartphones verursachen diese Probleme nicht, sie moderieren sie: Das heißt, es fällt Schüler:innen leichter, Abhängigkeiten auszuleben oder Gewalt auszuüben, wenn sie ein Smartphone haben. Die Gründe dafür sind aber andere: Mobbing und Cybermobbing sind oft Reflexe von Gewalt, die Jugendliche von Erwachsenen erfahren, wie Constanze Marx nachgewiesen hat. Abhängigkeit entsteht aus einer Mischung aus Veranlagung und Lebenssituation.“
Zitat von hier: https://krautreporter....
Normalerweise habe ich Ihre piqds gerne gelesen. Der Beitrag an sich sowie J. Haidt ist ja auch okay. ABER es ist höchst zweifelhaft diesen unseriösen, unwissenschaftlichen Schmutz von Pampleht "Moratorium der Digitalisierung" von den 40 Leuten, die alles sind... nur keine Bildungsforscher (zumindest der Großteil) zu verbreiten. Ich bin wirklich erstaunt, dass Sie sowas mitzeichnen. Es ist eher Desinformation als alles andere. Ich rate Ihnen Stellungnahmen zu lesen, wie z. B. von der GMK, die das ordentlich einordnen. Der Beitrag von Haidt und die Inhalte aus dem Pampleht schließen sich übrigens auch nicht aus. Insofern stimme ich Haidt zu, aber den 40 Möchtegern-Experten nicht.
Sehr spannend, danke!
Am besten ist natürlich die Bauchbinde bei 19:45, die besagt: "Join the Conversation -- via Twitter, Facebook, Linkedin and Instagram".