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Technologie und Gesellschaft

Von der Bewertung zur Bestrafung: Wie weit sind wir von einem chinesischen Social Scoring entfernt?

Patrick Breitenbach
Head of Innovation bei ZDF Digital
Zum User-Profil
Patrick BreitenbachDienstag, 05.03.2019

Wer tut es nicht gerne und vor allem ständig? Andere Menschen und ihre Verhaltensweisen bewerten. Die Kunst der Bewertung wurde uns praktisch in die Wiege gelegt, sie lässt uns groß (oder klein) werden. Ja, wir können kaum noch nicht nicht bewerten, bzw. probieren Sie mal aus, das einen Tag lang durchzuhalten. 

Was aber, wenn die Bewertung nicht nur durchdigitalisiert wird (Amazonsternchen, Likes, Retweets etc.), sondern maßgeblicher Bestandteil eines staatlich organisierten digital automatisierten Erziehungssystems wird? Wenn im Handstreich Gesichtserkennung, Algorithmen und ein Punktesystem plötzlich für Recht und Ordnung in einem Staat sorgen? Aus weiter Ferne kann man dieses Prinzip bereits in China beobachten. Dort wird seit Längerem ein "Social Score" getestet, praktiziert und auch Zug um Zug ausgerollt. Die neueste Meldung im Guardian zeigt, dass jüngst 23 Millionen Menschen in China vom öffentlichen Verkehr für ein Jahr ausgeschlossen wurden, weil sie sich nicht regelkonform in der Öffentlichkeit verhalten haben. Wir sprechen hier übrigens nicht nur von schweren Straftaten, sondern zum Teil über Bagatelldelikte, wie bei Rot über die Ampel gehen, die Stromrechnung nicht zahlen, und – hier wird es dann für uns richtig dystopisch – die Regierung kritisieren. 

Jetzt könnte man sagen: Deutschland ist ja nicht China und was geht uns das an? Aber auch Experten hierzulande warnen bereits davor, dass die EU oder Deutschland schlafwandlerisch in ein Social-Scoring-System tappen. Und wenn man dem verlinkten Beitrag genau zuhört oder liest, so erkennt man wie eingangs erwähnt auch das Urbedürfnis der Menschen nach Bewertung und wo dieses bereits heute ganz selbstverständlich digitalisiert stattfindet. Das ist per se ja auch nicht gut oder schlecht, nur lohnt es sich darüber ausgiebig nachzudenken und zu diskutieren. Denn ca. jeder Sechste könnte sich derzeit das chinesische Modell in diesem Land auch sehr gut vorstellen.

Von der Bewertung zur Bestrafung: Wie weit sind wir von einem chinesischen Social Scoring entfernt?

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Kommentare 5
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor fast 6 Jahre

    Danke.
    Mir fiel noch die Schufa ein- im Bankgeschäft ist sozusagen der Score schon seit Urzeiten akzeptierter Standard.
    Gewundert habe ich mich über die Aussage, wir hätten doch schon mal gerne jemanden per Klick downgevoted...das Gefühl ist mir wirklich fremd...wolltet Ihr das schon mal?
    Ich empfehle noch die berühmte Folge „Nosedive“ der Staffel Black Mirror bei Netflix- eindrücklich wurde hier die Perversion eines social scorings durchgespielt...mehr als bedrückend.

  2. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor fast 6 Jahre

    Ein sehr guter Beitrag zum Thema kommt auch von Gabriele Knetsch. Sie war letzte Woche beim piqd Salon in München zu Gast und wir demnächst auch im piqd Hintergrund zu hören sein.
    https://www.br.de/medi...

    1. Maximilian Rosch
      Maximilian Rosch · vor fast 6 Jahre

      Hier in der Community gab es auch eine gute Empfehlung dazu: https://www.piqd.de/vo...

  3. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor fast 6 Jahre

    Eine toller piq zum Social Scoring und unserer eigenen Kultur. Danke!

    1. Patrick Breitenbach
      Patrick Breitenbach · vor fast 6 Jahre

      Danke sehr!

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