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Kunst auf der Autobahn
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ZEITGEISTER ist das Kulturmagazin des Goethe-Instituts. Wir sprechen Menschen an, die Interesse an Kunst, internationalen Perspektiven, originellen (auch nerdigen) Themen, Zines und an Deutschland haben. Pro Jahr erscheinen vier ZEITGEISTER-Ausgaben. Wir laden jeweils internationale Künstler*innen und Autor*innen ein, dazu beizutragen: in Anekdoten, Essays, Podcasts, Illustrationen, Videos, Diskussionen und Fotoreihen.
Was unterscheidet ein Museum von einer Autobahn? Die Besucher rasen in Sekunden an Kunstwerken vorbei. Künstler*innen müssen daher besonders kreativ sein. Saskia Trebing zeigt bemerkenswerte Autobahn-Kunst an Böschungen, Rastplätzen und Fahrbahnbelägen.
Die Autobahn selbst wirkt wie ein Kunstwerk: geometrische Figuren, klare Linien auf Asphalt und massive Erdbewegungen für den Streckenbau. Der Anblick aus dem Auto, besonders bei hohen Geschwindigkeiten, verwandelt die Welt in bunte Schlieren. Kein Wunder, dass die Autobahn oft in Kunst thematisiert wird, von Kraftwerks „Autobahn“ bis AC/DCs „Highway to Hell“.
Auf den Straßen findet sich ebenfalls Kunst, wenn auch oft unbemerkt. Kommunen lassen Lärmschutzwände von Graffiti-Künstlern gestalten und Billboards dienen als riesige Leinwände. Die Autobahn hat mehr Publikum als jeder Ausstellungsort, aber wie viele schauen wirklich hin?
Arc Majeur in Belgien: Auf der E411 in der Wallonie steht seit 2019 Bernar Venets „Arc Majeur“. Dieser 60 Meter hohe Bogen aus Cortenstahl scheint in der Erde zu versinken und wieder aufzutauchen. Seine Botschaft bleibt unklar, doch das Werk ist eine der größten Skulpturen Europas und wird nachts angestrahlt, wie ein moderner Leuchtturm.
Geometrische Formen in Frankreich: An der A4 bei Reims verteilen sich auf 25 Kilometern bunte Würfel, Zylinder und Kugeln von Guy de Rougemont. Diese 1974 installierte Kunst soll nicht nur die Fahrer unterhalten, sondern auch ihre Aufmerksamkeit und Sicherheit erhöhen.
Farb-Loch in Paris: 2015 bemalte das Duo TenTen 1010 einen stillgelegten Abschnitt der Pariser Stadtautobahn mit gigantischen Farbflächen. Von oben sieht man ein riesiges, illusionäres Loch – eindrucksvoll und ungefährlich.
Hundertwasser-Rasthof in Österreich: Der Rasthof an der A2 in Bad Fischau, entworfen von Friedensreich Hundertwasser, bietet bunte Türmchen und Dachgärten. Ein fantasievolles Schlösschen als Ruheort für Autofahrer, inmitten uniformer Raststätten.
Die Autobahn spiegelt unser emotionales Verhältnis zum Individualverkehr wider. Sie erzählt Geschichten von Freiheit, Kindheitsurlauben und Vorfreude. Trotz aller Verkehrswende-Bekenntnisse bleibt die Autobahn ein Symbol der Mobilität. Vielleicht sollten wir mehr Kunst an Fahrradwegen fördern?
Weil die Streckenführung in diesem Abschnitt besonders eintönig und ereignisarm ist, sollen die bunten Eyecatcher die Aufmerksamkeit der Fahrer und Fahrerinnen erregen und so vorm Einschlafen am Steuer schützen. Dass sich die Kunst so rührend um das Wohlergehen ihres Publikums kümmert, ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Lassen Sie sich von Saskia Trebings Entdeckungen inspirieren und erfahren Sie mehr über die faszinierende Welt der Autobahn-Kunst!
Quelle: ZEITGEISTER ist das Kulturmagazin des Goethe-Instituts, das Kunst, originelle Themen und internationale Perspektiven bietet. Es erscheint viermal jährlich mit Beiträgen von globalen Künstler*innen und Autor*innen. Bild: Würfel und Zylind... www.goethe.de
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