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Vergesst Arbeit. Spielt!

Ole Wintermann
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Ole WintermannSamstag, 01.10.2016

Einen gänzlichen anderen Weg als noch Jose Ramos geht Ilana E. Strauss in ihrem Beitrag für „The Atlantic”, wenn sie fragt, ob eine arbeitsfreie (frei von menschlicher Arbeitskraft) Wirtschaft denn so schlecht sei. Damit folgt sie im Gegensatz zu Ramos eher der kapitalistischen Wachstumslogik.

Arbeitslosigkeit wird heute, so die Autorin, nur deshalb als etwas Schlechtes gesehen (und deshalb auch von den Betroffenen so gesehen, so dass diese sehr viel stärker unter Krankheiten leiden), weil die Wertschätzung in einer Arbeitsgesellschaft auf dem Beitrag zur Produktion beruht. Die Nicht-Arbeitszeit wird zur Zeit dementsprechend auch dafür genutzt, um einen „Ausgleich” zur Arbeitszeit zu finden. Angesichts dieses eigenen Aufwandes werden Nicht-Arbeitende als „Schmarotzer” betrachtet.

Den Kern des Problems verortet Strauss überraschender Weise dann in dem Verlust der Fähigkeit zum Spielen im Zuge des Erwachsenwerdens. „Arbeit” erfordert, so Strauss, das Gegenteil von „Spielen”. Struktur, Disziplin, Planbarkeit oder Unterordnung sind Eigenschaften, die bei der Arbeit gefragt sind, nicht jedoch beim Spielen. Ureinwohner Süd-Amerikas, die bis heute das Konzept der Arbeit nicht kennen, leiden nicht unter der freien Zeit, weil sie diese mit Spielen füllen.

Ob uns die Finanzierung eines solchen Systems gelingen würde, steht auf einem anderen Blatt und ist auch nicht Gegenstand des Textes. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen eröffnet er aber neue interessante Perspektiven auf das Konzept von „Arbeit”.

Vergesst Arbeit. Spielt!

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Kommentare 2
  1. Christian Huberts
    Christian Huberts · vor 8 Jahren

    Bernard Suits hat mit ›The Grasshopper‹ in den 1970ern eine großartige und sehr gut lesbare philosophische Abhandlung zur Rolle von Spielen in einer arbeitsfreien Utopie geschrieben. In dem sokratischen Dialog zwischen einer (arbeitsscheuen) Heuschrecke und seinen Schülern wird nicht nur eine wasserdichte Definition des Spielens von Spielen abgeliefert, sondern auch gleich dargelegt, warum Spielen das Sinnvollste ist, das man tun kann, insbesondere dann, wenn es keine Arbeit mehr gibt: https://broadviewpress....

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor 8 Jahren

      Hallo Christian, hab vielen Dank für den Hinweis. Spannend ist ja, in welchem Umfang diese Gedanken aus den 1970ern plötzlich erneut aktuell und relevant werden. Kann mich an die 1970er erinnern, in denen "Arbeiten" als "Sekundärtugend" bezeichnet wurde. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Vielleicht erlebt die Idee mit der Digitalisierung ja eine neue Blüte. VG, Ole

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