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"Ghostwork": Eine Begleiterscheinung digitalen Arbeitens?

Ole Wintermann
Zum Kurator'innen-Profil
Ole WintermannMontag, 03.06.2019

Dieser Beitrag im MIT Technology Review thematisiert das Problem des “Heeres” unsichtbar bleibender Arbeiter, die im Dienste von Google und Co. die jeweiligen Künstlichen Intelligenzen (KI) im Hintergrund trainieren, damit wir alle bei unserer täglichen Arbeit von dieser KI profitieren können. Hierfür wurde Mary Gray, Mitautorin des Buches über “Ghostwork” im Silicon Valley, interviewt.

Als Ghostwork wird von der Mitautorin solche Arbeit beschrieben, die durch eine Software gesteuert und an einen Menschen vergeben wird, ohne dass es zur Intervention eines weiteren Menschen kommt. Hierzu zählen beispielsweise das Training von Übersetzungs-KI oder die Prüfung von als bedenklichen gemeldeten Inhaltes in sozialen Medien. Das Fatale an dieser Arbeit ist, so die Autorin, dass sie unsichtbar im Hintergrund ausgeführt wird und nach außen hin nicht von der Arbeit einer KI zu unterscheiden ist. Damit wird der menschliche Arbeiter selbst entwertet. Eine Kontrolle auch der Supply-Chain ist für den Kunden nicht mehr möglich. Da die so Arbeitenden meist weit über die Welt verteilt sind und eine externe Kontrolle der Wertschöpfungskette nicht mehr möglich ist, gibt es keine externe Korrekturmöglichkeit und keine Chance dieser Arbeiter, sich zu organisieren, um eigene Interessen zu formulieren und zu vertreten. Dazu kommt, dass entgegen der Vermutung diese Arbeiter eher formal sehr gut ausgebildet sind, da die Arbeit wichtige Kompetenzen (kontextbezogene Urteile, Interaktionen) erfordert.

Die Autorin verweist als Antwort auf die Frage nach der Lösung dieses Problems auf die Notwendigkeit, diese Form der Arbeit mit sozialen und finanziellen Mindeststandards zu versehen. Leider sagt sie jedoch nicht, wie dies konkret geschehen soll. Aber zuvorderst geht es sowieso darum, diesen unsichtbaren Menschen mit einem solchen Buch eine Stimme zu geben.

"Ghostwork": Eine Begleiterscheinung digitalen Arbeitens?

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Kommentare 4
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als 5 Jahre

    Die Formulierung "unsichtbare Menschen" trifft es gut. Laura Meschede hat vor einiger Zeit im piqd Salon über Clickwork und die Gig Economy gesprochen: https://www.piqd.de/pi...

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als 5 Jahre

      Danke dir für den Hinweis, Maximilian. Überschrift hört sich schon mal gut an. Werde bei nächster Gelegenheit mal hineinhören.

  2. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor mehr als 5 Jahre

    Das ist jetzt sehr aus der Perspektive der Arbeitnehmer argumentiert (was richtig und wichtig ist). Auch aus Nutzersicht ist Ghostwork aber ein Problem, denn mit der Unsichtbarkeit geht ein hohes Risiko von fehlender Verantwortung einher. Man stelle sich vor die AI-Dompteure wären ähnlich präsent im öffentlich Diskurs wie Künstler. Ich vermute stark: Software würde anders aussehen....menschlicher.....besser.

    1. Ole Wintermann
      Ole Wintermann · vor mehr als 5 Jahre

      Hallo Frederik, in der Tat. Der Interviewer verweist tatsächlich in einem Satz gegen Ende auf das Problem fehlender Accountability. VG, Ole

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