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Klima und Wandel

Warum Sturzfluten zunehmen

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerDienstag, 13.07.2021

Eine Frage, die derzeit immer wieder gestellt wird, lautet: "Ist das noch Wetter oder doch schon der Klimawandel?" Ehrlich gesagt, eine ziemlich doofe Frage: Klima ist die Summe des Wetters, weshalb "entweder / oder" nicht geht. Doof ist auch das "schon", denn diese Frage wurde schon vor Jahren mit diesem "schon" gestellt. Die Wissenschaft erklärt immer wieder, dass ein einzelnes Wetterphänomen nicht belegen kann, dass der Klimawandel längst da ist. Allerdings erklärt sie uns auch, dass die Mechanismen einer veränderten Erdatmosphäre dafür sorgen, dass sich Wetter bei uns verändert.

Aktuell warnt der Deutsche Wetterdienst vor Extremregen – bis zu 200 Liter pro Quadratmeter sollen möglich sein. 200 Liter, das entspricht 20 Wassereimern übereinander gestapelt, der Regenrekord in Deutschland liegt bei 312 Litern in 24 Stunden – gemessen in Zinnwald im Erzgebirge am 12. August 2002, die Elbeflut war damals die Folge, die Greenpeace damals "schon" als Folge des Klimawandels verbuchte. Physikalisch ist die Sache eindeutig: Wärmere Luft kann mehr Wasser speichern, pro Grad mehr sind es 7 Prozent. Deutschland hat sich nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes seit 1881 bereits um 1,6 Grad erhitzt. Die Zahl der Tage, an denen die Temperatur über 30 Grad Celsius steigt, hat sich im gleichen Zeitraum fast verdreifacht, weshalb Starkregenereignisse auch deutlich zugenommen haben.

Mehr in der Luft gespeichertes Wasser bedeutet mehr Energie, bedeutet mehr Zerstörungskraft: 2016 traf es Braunsbach, die "Perle im Kochertal" wurde im Mai von einer Sturzflut verwüstet. In Simbach am Inn in Niederbayern sorgte ein Extremregen Anfang Juni 2016 für ein sogenanntes tausendjähriges Hochwasser, im Fachjargon "HQ 1000". Autos wurden gegen Wände geschleudert, Straßen und Brücken weggerissen, ganze Haushalte verschüttet. Simbach glich danach einem Trümmerfeld. 2017 traf es Goslar im Harz, 2018 erwischte es zuerst das Vogtland, dann Orte in der Eifel, Dudeldorf zum Beispiel, Kyllburg oder Hetzerode. 2019 war Kaufungen nahe Kassel dran oder Leißling nördlich von Naumburg an der Saale, 2020 dann das fränkische Herzogenaurach oder Mühlhausen in Thüringen. Die Liste ließe sich beliebig erweitern.

Neben der Physik hat sich auch der Jetstream verändert – hier gut in einem Video erklärt. Deshalb gibt es zunehmend Jahre wie 2018 und 2019, mit extremer Hitze und Dürre. Aber eben auch mehr Sommer wie 2017 oder 2021, wo der Regen dominiert. Zum Jetstream habe ich unter anderem – Pardon für diesen Joke – "schon" HIER und HIER und HIER bereits gepiqd. Und weil in Deutschland speziell in den Mittelgebirgen die Menschen in den Tälern leben, bedeutet dies immer häufiger zittern: Verschont der Starkregen unser Tal diesmal?

Warum Sturzfluten zunehmen

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Kommentare 7
  1. Norbert Simon
    Norbert Simon · vor mehr als 3 Jahre

    „Starkregen“ gab es schon immer, schon immer gab es »Nasse Sommer« ebenso wie »heiße« bzw. »trockene«. Klar. Der Jetstream, Klimawandel, all das mag da hineinspielen – wobei „Klimawandel“ gleichermaßen keine Erfindung der Neuzeit ist. Der einzige Unterschied ist, dass wir mit dem, was wir „moderne Zivilisation“ nennen, augenscheinlich einen Einfluss darauf haben. Mit dem dafür gebotenen Größenwahn erheben wir es zum Mantra, wir könnten das Klima so „einregeln“ dass alles »bleibt wie es gerade ist«.

    Trotzdem wollen wir es uns natürlich „schön machen“, versiegeln zunehmend Flächen, was zu Irritationen führt, wenn ein „10-jähriges Starkregen-Ereignis“ — Grundlage für die Kapazität der Kanalisation — aus Straßen Flussläufe macht. Weil die Ausgangszahlen aus einer Zeit stammen, in der Wasser in Städten noch auf Flächen versickern konnte. Die immer mehr verschwinden, ohne die Entwässerung proportional zu vergrößern. Was sowohl logistisch als auch zeitlich und letztendlich aufgrund der Kosten von keiner Gemeinde geleistet werden kann.

    In London (https://www.t-online.d...) gibt es dafür offenbar belegbare Anzeichen. Die Reaktion Verantwortender ist analog zu allem, was mit „Klimawandel“ zu tun hat. „Natürlich“ liegt es nicht an den Entscheidungen von Verwaltungen oder Grundstücksbesitzern. So wie es „natürlich“ anfangs nur „Wetterphänomene“ waren, die alle x-Jahre auftreten – bis ihr jährliches Auftreten kaum noch als „Phänomen“ eingestuft werden konnte. Und „natürlich“ können wir mit ein paar flankierenden Maßnahmen weitermachen wie bisher. Ein paar E-Autos, ein bisschen Plastik verbieten, Ziele definieren – läuft.

    Wie genau wir in Sachen Klima „Bescheid“ wissen, zeigt ein Blick zurück. Da haben „Experten“ bis in die 1980er mit der Warnung vor der kommenden Eiszeit die Medien dominiert (https://www.welt.de/wi...).

    Aktuell sind Klimamodelle breiter „Konsens“, bei denen sich die Mehrheit der Forschenden damit abfindet, dass es darin einige Dinge gibt, die ihnen widersprechen, sie aus wissenschaftlicher Sicht „eigentlich“ als »falsch« kennzeichnen. Doch Forschung wird mittlerweile als demokratischer Prozess verstanden, bei dem die Mehrheit festlegt, was stimmt. Mehrheiten, die z.B. über Leute wie Herrn Einstein gelacht haben.

    Zweifellos gibt es einen Klimawandel. Doch haben wir wirklich verstanden, deuten und handeln wir richtig?

    Auf der Erde gab es schon immer heftige Klimawechsel. Allein der Umstand, dass wir aus errechneten Zahlen vergangener Jahrmillionen keine Belege finden können, dass es jemals „so schnell“ ging, belegt erst mal nur, dass wir keinen Beleg dafür haben. Was bei der betrachteten aktuell zugrunde gelegten Zeitspanne wenig verwundert, denn der gesuchte Zeitabschnitt ist auf dem Zeitstrahl der Erde kaum darstellbar, mögliche Nachweise dafür in Gesteinen etc. – so man überhaupt an der richtigen Stelle sucht – bewegen sich bestenfalls in Nano-Ångström-Dimensionen.

    Daher sollten wir uns vielleicht weniger aufgeregt und sachlich damit auseinandersetzen, wie wir unseren Einfluss auf das Klima „aus blankem Egoismus“ minimieren können, aber gleichzeitig unser Leben an die Erde anpassen. Denn der Größenwahnsinn begann bereits mit „macht euch die Erde untertan“. Wir sind lediglich geduldete Gäste.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 3 Jahre

      Zu allen ihren Fragen gibt es hier umfangreiche Antworten: https://www.klimafakte...

    2. Norbert Simon
      Norbert Simon · vor mehr als 3 Jahre

      @Daniela Becker Es gibt den Klimawandel. Doch gerade die überheblich-arrogante Haltung von Meinungsführern „wir wissen, wie es geht“ ist der Grund dafür, dass wir da sind, wo wir sind.

      Die Adresse ist bekannt und fällt für mich genau in diese Kategorie.

      „Fakt ist…“, dass alle „Antworten“ auf Modellen basieren, die den Finanzierenden der Seite ihre Sicht auf die Dinge stützt. Doch das sind keine „Fakten“, sondern Ableitungen aus →favorisierten Modellen←.

      Der Umstand, dass die dahinter stehende »European Climate Foundation (ECF) – eine „Stiftung von Stiftungen“« ist ( https://www.ifw-kiel.d... ) – was es erschwert, die tatsächlichen Geldgeber zu ermitteln – deren Partner Wirtschaftsinstitute sind, die Konzepte für Emissionshandel entwickeln ( https://www.ifw-kiel.d... ) – also „Geld verdienen mit CO₂“ – wirft die Frage auf, ob mit den gegebenen „Antworten“ wirklich altruistische Ziele für die Menschheit verfolgt werden.

    3. Berthold Kaufmann
      Berthold Kaufmann · vor mehr als 3 Jahre

      @Norbert Simon Frage: was wollen Sie mir damit sagen?

    4. Norbert Simon
      Norbert Simon · vor mehr als 3 Jahre

      @Berthold Kaufmann Dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt, also Antworten keineswegs alleine deshalb „richtig“ sind, weil sie gerade mehrheitsfähig sind, oder augenscheinliche Ziele einer Antwort bei genauerer Betrachtung ganz andere tatsächliche sind bzw. sein können.

      Ob Ihnen diese Kurzfassung weiterhilft, lässt sich schwer beurteilen, da die Frage diverse Interpretationen zulässt.

    5. Nick Reimer
      Nick Reimer · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      Damit "vielleicht weniger aufgeregt und sachlich" auseinandersetzen, klingt reichlich zynisch angesichts von mindestens 59 Menschen, die ihr Leben in der letzten Sturzflut verloren haben!

    6. Norbert Simon
      Norbert Simon · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Nick Reimer Was hilft es den bedauernswerten Opfern, wenn wir uns DANACH stundenlange Sondersendungen über die Katastrophe ansehen und den Polit-Zirkus Reden schwingen hören, in denen die Protagonisten ihr Bedauern ausdrücken – jedoch niemand davon die eigenen Versäumnisse einräumt, z.B. bei der Flächenversiegelung, der Genehmigung von Bauland in (bekannten!) Überflutungszonen, der Flussbegradigung und Kanalisierung, den Monokulturen (Weinbau), die dem Wasser erst die „freie Fahrt“ ermöglichen, … .

      Ich selbst war vor rund 30 Jahren mal „mittendrin“ in so einer Situation und musste mich auf mein Autodach retten. Danach wurde viel versprochen, den Hinterbliebenen (natürlich mit Presse) kondoliert, betroffen in Kameras geschaut, passiert ist, außer „schnell aufräumen“ – nichts.

      Gerade der sinnlos „aufgeregt Anteil-heischenden Aktionismus“ bringt selten bis nie etwas rational Nachhaltiges hervor. Was hilft es den Leuten vor Ort, wenn sich ein Herr Laschet im Regencape mit Gummi-Stiefeln die Mikrofone von BILD & Co. vor die Nase halten lässt, um mit gequälter Miene Wahlkampf-getriebene „Allgemeinplätze“ abzusondern und den „Krisen-Manager“ mimt? Auch SEINE Versäumnisse und SEIN Widerstand haben Anteil an dem, was passiert ist. Darüber verliert er kein Wort.

      »Wir werden den Menschen helfen.« Ja wie denn? Mit Krediten, damit sie ihre Häuser wieder dort aufbauen können, wo die nächste Flut dem nächsten Politiker vor einer Wahl „Helden-Bilder“ liefert?

      Daher ist »sachlich und unaufgeregt« der einzige Weg, der zu wirkungsvollen Lösungen führen kann und in letzter Konsequenz den Verstorbenen Respekt zollt, weil es am ehesten anerkennt, dass deren Tod wenigstens für Erkenntnisse und Konsequenzen daraus gut war – statt sinnlos, weil die Ursachen fortbestehen und weiterhin Menschenleben gefährden.

      Wenn sie in einem Gebirge herunterklettern und eine Lawine gerade 59 (wahrscheinlich sogar mehr) Menschen in den Tod gerissen hat: Wie hoch sind Ihre Überlebenschancen, wenn sie in unsachliche Panik, Hektik oder lähmende Trauer verfallen? Ich denke, die sind „ungünstig“.

      Wenn das erklärte Ziel ist, dass möglichst schnell „alles wieder beim Alten“ oder „wie vorher“ ist – gern verwendete Floskeln in der Politik – heißt das doch nur eins: Die Verantwortlichen sind lernresistent.

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