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Klima und Wandel

So viel Treibhausgas wie nie zuvor

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerDienstag, 11.06.2024

Die taz hat an jedem Montag eine Klimaseite, auf der es die Rubrik "Apokalypse der Woche" gibt.  An diesem Montag war es besonders apokalyptisch: Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre steigt nach Ermittlung der UN-Wetterbehörde NOAA derzeit schneller als je zuvor. Dabei müsste sie nach dem Klimaabkommen der UNO, das im Jahr 2015 auf dem Klimagipfel on Paris geschlossen würde eigentlich sinken. 

Unklar ist, woher der drastische Anstieg kommt. Hat die Natur Kapazität verloren Kohlendioxid zu speichern? Im Mai lag die Konzentration nach NOAA-Messungen bei 426,90 ppm – „parts per million“. Das ist ein Anstieg von 2,9 ppm im Vergleich zum Vorjahres-Mai und der fünftgrößte Zuwachs, der je gemessen wurde. Durchschnittlich stieg die Konzentration in den letzten Jahren um 2,3 ppm an - was viel ist aber nicht so mega.

Als wichtigster Messpunkt für die Konzentrationskontrolle gilt Mauna Loa, ein Vulkan auf Hawaii - einfach weil keine Industrieabgase die Ergebnisse verfälschen können: Industrieanlagen sind hier tausende Kilometer entfernt. Derzeit müsste die Treibhausgas-Konzentration in der Messreihe eigentlich sinken: Die Landmasse der Nordhalbkugel ist größer als südlich des Äquators, weshalb hier die Fauna im wachstumsstarken Frühling durch die Photosynthese auch mehr Kohlendioxid bindet. Verlieren die Bäume im Norden dann im Herbst ihre Blätter, steigt die Konzentration sehr steil an, insgesamt liegt der Jahresdurchschnitt immer über dem des Vorjahres. Es scheint keinen Ausweg aus der Klimakrise zu geben.

Die Europawahlen? Haben gezeigt, dass Klimaschutz dem Wahlvolk nahezu egal ist. Zwar gibt es in Umfragen immer wieder eine hohe Zustimmung bei der Frage: "Wie wichtig ist es Ihnen, das Klima zu schützen?" Diese Antwort scheint allerdings nur implementiert - Klima, klar, wichtig! Gehandelt wird bei der Wahlentscheidung nicht.

Nicht einmal in jener Generation, die freitags für die Zukunft auf die Straße geht, gibt es dieses Bewusstsein: Erstmals konnten junge Menschen ab 16 mit über die Zusammensetzung des neuen EU-Parlaments entscheiden. Während die Grünen massiv an Zustimmung verloren, liegt die AfD jetzt mit der Union in der Zustimmung gleich auf (je 17 Prozent). Volt kommt bei den 16- bis 24-Jährigen auf die gleiche Zustimmung wie die SPD (je 9 Prozent), das "Bündnis Sahra Wagenknecht" auf genau so viel Unterstützung wie die FDP (6 Prozent). "Klimaliste", ÖDP oder "Letzte Generation" spielen keine Rolle.

So viel Treibhausgas wie nie zuvor

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor 5 Monaten

    Habe dazu ein paar Google-Tabellen erstellt, die mMn recht lehrreich sind, falls Interesse besteht:
    https://docs.google.co...
    im Tab "data" findet man eine Grafik, die die Zunahmerate der Mauna-Loa-CO2-Konzentration zeigt. Man sieht einen linearen Aufwärtstrend mit gewissen Schwankungen darübergelegt, die i.W. mit dem El-Niño-Index korrelieren. Dies kann man sich unter dem Tab "acceleration&enso" angucken. ENSO heißt "E Niño Southern Oscillation".
    Dieser ungefähr linear Anstieg des Anstiegs der CO2-Konzentration entspricht der Tatsache, dass die Konzentration sich sehr langsam abbaut, das hinzugefügte (und nicht vom Ozean aufgenommene) Gas also sich wie in einem Speicher anhäuft, und die Emissionen etwa linear gestiegen sind. Diesen kann man hier sehen:
    https://docs.google.co...
    Wenn man die veröffentlichten Emissionsdaten durch Fossilverbrennung und Zement kumuliert und zur Masse des CO2 in der Atmosphäre in Beziehung setzt und Annimmt, dass es sonst keine zusätzlichen CO2-Quellen gibt, kann man den Anteil des Gases, der von Meer und Land absorbiert wird, abschätzen. Er liegt bei ~~ 55% und nimmt langsam ab.

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