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Klima und Wandel

Grönland verlor 110 Mal so viel Eis, wie Wasser im Bodensee ist

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 12.01.2022

Erik der Rote nannte es Grönland (Grünland). Erik der Rote – eigentlich Eirikur rauði Þorvaldsson (ca. 950 bis 1003 n. Chr.) – wurde wegen seines roten Bartes und seiner roten Haare so genannt, vielleicht aber auch wegen seines unkontrollierbaren Temperaments. Denn wegen Mordes war er aus Island hierher verbannt worden. Und obgleich hier gar nichts "grün" war, benannte er die Insel so: "Günland", in der Hoffnung, dass der Name über Mundpropaganda Siedler anziehen würde.

Laut wissenschaftlicher Forschungen war Grönland die letzten 2,5 Millionen Jahren weitgehend weiß. Der grönländische Eisschild bedeckt beinahe 80 Prozent der weltgrößten Insel, an seiner höchsten Stelle ist das Eis mehr als 3.200 Meter hoch. Doch das ändert sich gerade: Seit 25 Jahren verliert Grönland mehr Eis, als neu dazu kommt.

2021 machte davon keine Ausnahme – mit einigen bemerkenswerten Höhepunkten, wie der Polarreport 2021 zeigt: Ende Juli etwa sorgte eine Hitzewelle dafür, dass auf 60 Prozent der Fläche des Eisschilds die Eisschmelze einsetzte; die Wetterstation von Nerlerit in Ostgrönland verzeichnete eine neue Höchsttemperatur von 23,4 Grad Celsius. Zweieinhalb Wochen später, am 14. August, zog schließlich ein Tiefdruckgebiet über Grönland hinweg, das dafür sorgte, dass es selbst auf dem höchstgelegenen Messpunkt des Eispanzers regnete – in 3.216 Metern Höhe. Dort herrscht eine durchschnittliche Jahrestemperatur von minus 30 Grad Celsius, und selbst im Sommer überschreiten die Werte selten den Taupunkt. Nie zuvor hatten Wissenschaftler an dieser Stelle Regen beobachtet.

Der grönländische Eisschild bildet nach der Antarktis die zweitgrößte Eismasse der Erde – und die wird rapide kleiner. Seit 1986 summieren sich die Eisverluste allein auf Grönland mittlerweile auf etwa 5.500 Gigatonnen. Zum Vergleich: Der Bodensee enthält knapp 50 Gigatonnen Wasser. Durch diese Zufuhr an Schmelzwasser trug allein Grönland mehr als zehn Prozent zum durchschnittlichen weltweiten Anstieg der Meeresspiegel von zwölf Zentimetern bei.

Grönland schmilzt und steuert auf einen Kipppunkt zu, auch, weil das Eis längst nicht mehr weiß ist. Zeit Online geht dem Problem in einem dreiteiligen Schwerpunkt nach unter der Überschrift: "Kippt Grönland?" Sehr zu empfehlen!

Grönland verlor 110 Mal so viel Eis, wie Wasser im Bodensee ist

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