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Klima und Wandel

Extremwetter-Kongress bilanziert Klimaveränderung vor der Haustür

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerMittwoch, 28.09.2022

Der Extremwetter-Kongress ist einer der wichtigsten Treffpunkte für die Zunft der deutschen Klimawissenschaft: Renommierte Experten informieren über den Stand der Forschung und die Modellentwicklung von Langfristvorhersagen sowie die Anpassungsstrategien an zukünftige Klimaveränderungen. Dazu gibt es eine  begleitende Fachausstellung mit aktuellen Produkten und Dienstleistungen zum Thema. Heute nun startete die 12. Auflage in Hamburg, bis Freitag wird der Stand der Wissenschaft erläutert.

Dabei geht es auch um den Klimawandel, der sich in Mitteleuropa bereits vollzogen hat: Nach Erhebung der Meteorologen verdreifachte sich die Zahl der "heißen Tage" – das Thermometer klettert über die 30-Grad-Marke – in Deutschland seit den Fünfzigerjahren. Die mittlere Anzahl der Eistage – Tage, an denen die maximale Lufttemperatur unter 0 Grad liegt – sank im gleichen Zeitraum von 28 Tagen auf 19 Tage. Früher "unvorstellbare" 40 Grad Celsius treten in immer kürzeren Abständen auf, "in den Jahren 1983, 2003, 2015, 2019, 2022", wie Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst erläutert. "Sie sehen: Die Abstände werden kürzer." Eine Folge seien Hitzewellen und Bodentrockenheit, die sich verschärfen. Fuchs:

"Unsere Daten zeigen: Die Zahl von Tagen mit niedriger Bodenfeuchte hat seit 1961 bereits deutlich zugenommen, und es treten vermehrt sogenannte Carry-over-Effekte auf. Das bedeutet, dass das in einem Jahr entstandene Wasserdefizit so ausgeprägt ist, dass normaler Niederschlag im Folgejahr dieses Defizit in den Böden nicht ausgleichen kann. Nach etwas Erholung in 2021 wiederholte sich diese Situation dieses Jahr nach einem relativ trockenen Winter und einem viel zu trockenen Sommer wieder."

Ohne dass die Politik notwendige Maßnahmen einleitet, wie Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie, bilanziert: Zwar gebe es internationale Verträge wie das Paris-Abkommen, Gerichtsentscheide und gesellschaftliche Bewegungen für mehr Klimaschutz. "Insbesondere im Investitionsverhalten stellen wir aber fest, dass diese Abkehr von Investitionen in fossile Energien noch gar nicht stattfindet. Die Investitionen in fossile Energien heute sind noch immer deutlich höher als Investitionen in regenerative Energiequellen."

Das Fazit des Forschers: Die Welt sei noch lange nicht auf dem richtigen Weg. Mit einer Verschärfung von Wetterextremen ist also noch auf unabsehbare Zeit zu rechnen.

Extremwetter-Kongress bilanziert Klimaveränderung vor der Haustür

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