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Klima und Wandel

Der Amazonas kippt

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerMittwoch, 24.03.2021

Geografisch ist der Amazonas sehr weit entfernt. Und doch hat der Zustand des weltgrößten Regenwaldes unmittelbare Auswirkungen auf unsere Zukunft. Denn der Amazonas ist eines jener Kippelemente im Klimasystem, die sich bei einer bestimmten Temperaturschwelle unumkehrbar verändern – und den Klimawandel verselbstständigen könnten, ohne dass der Mensch dann noch etwas dagegen unternehmen kann. Noch sind in den Bäumen und kohlenstoffreichen Böden das Äquivalent von vier oder fünf Jahren der vom Menschen verursachten Kohlenstoffemissionen gespeichert – bis zu 200 Gigatonnen Kohlendioxid.

Wegen der starken Sonnenintensität am Äquator und der Feuchtigkeit des Waldes verdunstet dort sehr viel Wasser, und es bilden sich Wolken. "Diese regnen dann im Flachland und an den Hängen der Anden wieder ab und versorgen den Regenwald mit neuem Wasser", sagt Christopher Reyer, Waldexperte am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Eigentlich ein sich selbst erhaltendes System, eine Art Umwälzpumpe, angetrieben von der Sonnenenergie. Steigt aber die mittlere weltweite Temperatur um mehr als zwei Grad, gerät der Amazonaswald in Hitzestress, was seine Fähigkeit zur Wasserverdunstung einschränkt. Weniger Verdunstung bedeutet weniger Regen, bedeutet weniger Wasser zur Versorgung des Systems Amazonas: Trockenstress ist die Folge, ein Teufelskreis, der schließlich dazu führt, dass der Regenwald stirbt und den gespeicherten Kohlenstoff wieder freigibt.

Das heizt den Klimawandel weiter an: "Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass allein das Absterben des Amazonaswaldes mindestens 0,3 Grad Celsius zur globalen Erwärmung beitragen könnte", sagt Reyer, wenngleich diese Zahl noch mit großen Unsicherheiten behaftet sei. Statt die Atmosphäre zu entlasten, verursacht der geschädigte Wald dann zusätzlich Kohlendioxid.

Eine neue Studie kommt nun zu dem Schluss, dass der Amazonaswald unmittelbar vor dem Kippen steht: ein Grund dafür ist die Abholzung, in Brasilien ist sie in den letzten Jahren explodiert und erreichte 2020 ein Zwölf-Jahres-Hoch – eine fast 10-prozentige Steigerung zum Vorjahr. Craig Welch schreibt im National Geographic:

"Klar ist, dass sich der Wald schnell und auf alarmierende Weise verändert hat. Regen fällt jetzt häufiger als früher in massiven Schüben und löst Rekordüberschwemmungen aus. Dürreperioden treten häufiger auf und dauern in manchen Gebieten länger an."

Der Amazonas kippt

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Kommentare 2
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 3 Jahre

    Toller Artikel. Wusste nicht, dass Methan so eine wichtige Größe ist dort, aber wenn man es sich überlegt: Wasser und organische Substanz gibt immer Methan.
    Wenn wegen der Abholzung weniger verdunstet, erhöht sich der Anteil des Wassers, das in den Atlantik abläuft und umgekehrt.

  2. Sebastian Mayer
    Sebastian Mayer · vor mehr als 3 Jahre

    Vielen Dank, das steht sonst nirgends. Allerdings ist der Amazonas ein Fluss, kein Wald. Außer in schlechten Übersetzungen.

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