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Klima und Wandel

Auf der Welt ist jetzt mehr Totes als Leben

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 16.12.2020

Straßen, Siedlungen, Plastik, Schiffe, Unterseekabel, Schwerlasttransporter – auf der Erde gibt erstmals mehr menschengemachtes Material als Biomasse. Einer Erhebung des Weizmann Institute of Science in Israel zu Folge, wiegen alle menschengemachten Ziegel, Textilien, Konsumartikel, Infrastrukturen und Technologien derzeit rund 1,1 Billionen Tonnen – und damit erstmals mehr als das Trockengewicht aller lebenden und natürlichen Komponenten der Erde. Allein die Masse des erschaffenen Plastiks ist größer als die aller Tiere, wie die Forscher im Fachmagazin Nature beschreiben.

Als einen Vergleich "von Äpfeln mit iPhones" beschreiben die Forscher ihre Bilanz: Für ihre Berechnung bilanzierten sie die Masse aller menschengemachten Materialien mit der natürlichen Biomasse – also Pflanzen und Tiere auf der Welt. Das Ergebnis liefere ein weiteres Argument dafür, dass die Erde in ein neues Zeitalter eingetreten ist, konstatiert Leitautor Ron Milo: das Zeitalter des Anthropozäns. Dabei nahm das Forscherteam noch nicht einmal Randaspekte wie Bergbau-Abraum, Emissionen oder Feinstaub in die Bilanz auf. 

Bricht man die Massebilanz der Erde auf den Verursacher herunter, macht die Menschheit gerade einmal 0,01 Prozent der Gesamtheit aus – die aktuell 7,8 Milliarden Köpfe beträgt. Damit produziert statistisch gemittelt jeder Mensch pro Woche so viel neues nichtnatürliches Material wie er selbst wiegt – 3,5 Tonnen pro Jahr (mehr oder weniger). Das Magazin National Geographic urteilt:

Diese Einsicht mag eher symbolisch als wissenschaftlich aussagekräftig sein. Aber das materielle Ausmaß der menschlichen Expansion hilft zu erklären, wie es uns gelungen ist, globale Nährstoffkreisläufe umzugestalten, das Klima zu verändern und unzählige Arten an den Rand des Aussterbens zu treiben.

Auf der Welt ist jetzt mehr Totes als Leben

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