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Klima und Wandel

Ab heute: Licht aus in Deutschland!

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerMittwoch, 04.05.2022

Am heutigen Mittwoch haben die Deutschen alle natürlichen und regenerierbaren Ressourcen verbraucht, die uns die Natur in diesem Jahr zur Verfügung stellen kann. Ab sofort ist Deutschland also ökologisch im roten Bereich. Im letzten Jahr war der 5. Mai jener Tag, an dem der so genannte "Earth Overshoot Day" in Deutschland erreicht worden war. Ursache für den frühen Termin im Jahr sind unter anderem der weiterhin viel zu hohe Energieverbrauch, der enorme CO₂-Ausstoß im Verkehr und in der Massentierhaltung sowie die Verunreinigung von Böden, Luft und Grundwasser. Auf die globale Bevölkerung hochgerechnet, bräuchte der deutsche Lebensstil die Fläche von drei Erden.

Nach Berechnungen des Global Footprint Network bräuchte die Menschheit derzeit 1,4 Erden, um den Planeten nicht zu überlasten. Den ersten "World Overshoot Day", den "Tag der ökologischen Überschuldung", erlebte die Menschheit 1987 am 19. Dezember. An jenem Tag war alles verbraucht, was eine sich selbst erhaltende Natur binnen zwölf Monaten liefern kann: Wasser, Brennmaterial, Bauholz, Getreide, Fische und Platz, um Müll zu entsorgen – auch die aus Schornsteinen und Auspuffen in die Atmosphäre geblasenen Schadstoffe. 1995 fiel der Tag schon auf den 21. November, 2006 auf den 9. Oktober. Im vergangenen Jahr war der "Overshoot Day" am 29. Juli.

Den größten Anteil an der ökologischen Überschuldung hat das Treibhausgas Kohlendioxid. Wir stoßen davon deutlich mehr aus, als die Erde absorbieren kann. Global betrachtet machen die Kohlendioxid-Emissionen mehr als die Hälfte unseres Fußabdruckes aus. Gleichzeitig schrumpft aber die Biokapazität der Wälder um jährlich 0,5 Prozent, was zu großen Teilen auf die steigende Abholzungsrate im Amazonasgebiet zu erklären ist. Allein in Brasilien gingen 2020 rund 1,1 Millionen Hektar Wald verloren, in diesem Jahr könnten es nochmals bis zu 43 Prozent mehr werden. Auch der Bedarf an Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen, steigt immer weiter.

Ab heute: Licht aus in Deutschland!

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