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Klima und Wandel

2023: Das Jahr der Wetterextreme

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
Zum Kurator'innen-Profil
Nick ReimerSamstag, 30.12.2023

Es gibt eine relativ junge Wissenschaft, die sich "Attributionsforschung" nennt: Sie untersucht, ob bestimmte Extremwetter-Ereignisse ohne den Klimawandel derart schlimm ausgefallen wären. Das Ergebnis von Attributions-Studien zeigte zuletzt immer häufiger, dass ohne die Erderhitzung bestimmte Ereignisse "nahezu unmöglich" gewesen wären: das Hochwasser im Ahrtal 2021 beispielsweise, die extreme Hitze 2019 in Australien - gefolgt von einer verheerenden Flut.

Auch im ablaufenden Jahr gab es eine Reihe von Wetterextremen, die ohne den Klimawandel nicht möglich gewesen wären: zum Beispiel die Juli-Hitze in Europa, die schweren Waldbrände in Kanada oder die April-Hitze rund ums Mittelmeer. Noch nie war so viel Treibhausgas in der Atmosphäre wie in diesem Jahr, insofern ist nicht verwunderlich, dass das Jahr 2023 weltweit als das mit den extremsten Ereignissen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Geschichte eingehen wird. Einschließlich November lag die global gemittelte Temperatur 1,46 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900, womit jene 1,5 Grad, die sich die Staaten mit dem Parisprotokoll als Ziel zur Begrenzung gesetzt hatten, fast erreicht ist. Bislang war 2016 weltweit das heißeste Jahr mit plus 1,3 Grad. 

Und natürlich haben die Extreme nicht nur Auswirkungen auf die Menschen: 2023 gab es beispielsweise das stärkste je gemessene Korallensterben. Nie gab es am Südpol weniger Meereis als in diesem Jahr. Nach Erhebungen der Schweizerischen Kommission für Kryosphärenbeobachtung haben die Gletscher der Alpenrepublik in den vergangenen zwei Jahren zehn Prozent ihres Volumens eingebüßt. Damit ging in nur zwei Jahren so viel Eis verloren wie insgesamt zwischen 1960 und 1990.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lag die Temperatur 2023 hierzulande bereits mehr als zwei Grad über den Werten aus den Vergleichsjahren – so hoch wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 1881. Das hiesige Temperaturmittel erreichte 2023 erstmals 10,6 Grad und lag damit 2,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. 

Dabei scheint möglich, dass 2024 das ablaufende Jahr noch toppen wird. „Ich schätze die Chancen auf 50 zu 50“, sagt Helge Gößling, Klimaphysiker am Alfred Wegener Institut in Bremerhaven. Dies liege am Wetterphänomen El Niño, das dieses Jahr begann: Es heizt alle paar Jahre den Pazifik auf und erhöht die globale Mitteltemperatur um rund 0,2 Grad. In der Regel schlägt sich das erst im Jahr nach dem Auftreten nieder – und das wäre dann 2024.

2023: Das Jahr der Wetterextreme

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