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Liebe, Sex und Wir

Unfreiwillig kinderlos oder die Wunder der Reproduktionstechnologie

Natalie Mayroth
Journalistin & Kulturwissenschaftlerin
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Natalie MayrothDonnerstag, 22.10.2020

Über ungewollte Kinderlosigkeit spricht man nicht, zitiert Cornelia Grobner die unfreiwillig kinderlose Anna. Und schreibt darüber, dass fast jeder dritte Mensch mit Uterus im Laufe des Lebens eine oder mehrere Fehlgeburten erlebt und wie schwierig es für Betroffene ist, darüber zu sprechen. Einmal mal bekommt man vor Augen geführt, wie sehr (weibliche) Körper von der Gesellschaft eingenommen werden.

Tatsächlich ist das Zeitfenster, in denen Schwangerschaften gesellschaftlich erwartet und befürwortet werden, ein recht kleines. Das musste auch Anna spüren. Sie wollte „immer schon“, wie sie sagt, Mutter werden. Die Trauer darüber, dass es nicht und nicht klappte, nahmen viele in ihrem Umfeld nicht ernst: Sie sei ja noch jung. 

Der Artikel ist lesenswert durch die persönlichen Schilderungen und das Türöffnen zu verschiedenen Lebensrealitäten bzw. all den Faktoren. Was er leider nicht ändern kann, ist, warum der Fertility Gap ('Lücke zwischen Kinderwunsch und tatsächlicher Kinderanzahl') in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor allem unter Akademikerinnen auffallend hoch ist, aber vielleicht kann er mehr Verständnis schaffen. In Deutschland sind übrigens 29 Prozent der Frauen und Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren kinderlos. 

Das Familienministerium hat dazu 2014 eine Studie durchgeführt:

Für die Mehrheit, 49 % der Frauen und 54 % der Männer, ist ihre aktuell gewollte Kinderlosigkeit eine zeitlich befristete Haltung mit der Perspektive anschließender Elternschaft: Ein Kind ist für sie eine Option, ein aufgeschobener Wunsch oder auch ein fester Lebensplan, der – etwa ab dem 30. Lebensjahr oder später – realisiert werden soll, wenn die beruflichen und partnerschaftlichen Rahmungen dies leichter und sicherer zulassen. 19 % der Frauen und 30 % der Männer wollen später vielleicht Kinder; 30 % der Frauen und 24 % der Männer wollen später ganz sicher Kinder. Diese Haltung ist die typische, voreingestellte Lebensperspektive vor allem von Frauen und Männern mit hoher Schulbildung, langer Ausbildung (Studium, Auslandsaufenthalte), beruflich geforderter hoher Mobilität und Flexibilität sowie beruflichen Karriereambitionen (...) 

Und beobachtet, was wir längst wissen:

Frauen machen in ihrem privaten und beruflichen Umfeld sehr häufig die Beobachtung, dass die Geburt eines Kindes zu einer Retraditionalisierung der Rollenverteilung führt – auch bei Paaren mit gleichgestellter Einstellung und gleichen beruflichen Qualifikationen und Zielen. 

Aber vielleicht seit sich seit dem Veröffentlichen der Studie schon etwas geändert? 

Unfreiwillig kinderlos oder die Wunder der Reproduktionstechnologie

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