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Medien und Gesellschaft

Hassrede: Hinschauen, lernen und Gegenstrategien entwickeln ist auf lange Sicht besser als verbieten

Matthias Spielkamp
Gründer von AlgorithmWatch.org, Vorstandsmitglied Reporter ohne Grenzen

Seit 35 Jahren Journalist, seit 20 Jahren “Unternehmerjournalist” - lange
bevor entrepreneurial journalism Buzzword auf Konferenzen wurde.Mitgründer und Geschäftsführer von AlgorithmWatch.org. Vorstandsmitglied bei Reporter ohne Grenzen Deutschland und im Beirat des Whistleblower-Netzwerks.

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Matthias SpielkampSamstag, 19.03.2016

Wenn es Gesellschaften gibt, in denen sich Hassrede und die Folgen besonders gut beobachten lassen, dann gehört Kenia sicher dazu. So wurden in Ausschreitungen nach den Wahlen im Jahr 2007 mehr als 1.200 Menschen umgebracht. Viele Beobachter stellten damals einen Zusammenhang her zwischen den anstachelnden Medien und der Gewalt im Land. Das Kenianische Medien-Lab iHub begann daraufhin, Online-Hassrede systematisch zu untersuchen. Und? "Wir mussten feststellen, dass Online-Hassrede Symptom eines sehr viel komplexeren Zusammenhangs ist. Oft hat sie ihren Ursprung in Offline-Sozialisation, Annahmen und Vorurteilen, die sich herausbilden, bevor Menschen online interagieren." Hört sich erst mal trivial an, aber Nanjira Sambuli, international bekannte Aktivistin und Forschungsleiterin beim iHub, stellt die Erkenntnisse auch in den Zusammenhang mit aktuellen Reaktionen auf Hassrede in Deutschland: "In Germany, for example, the government has enlisted the assistance and compliance of social media companies to take down content flagged as hate speech. While that is one possible measure, I wonder how much insight is lost by removing the content without assessments by other actors, such as those working on freedom of expression and Internet freedom." In der Tat: Abgesehen von der mehr als berechtigten Diskussion darüber, wie viel Einfluss wir Facebook und anderen privaten Unternehmen darauf gewähren wollen, Grundrechtsabwägungen zu treffen (Meinungsfreiheit vs. Würde), verschenken wir unter Umständen auch eine Menge Erkenntnisse darüber, wie wir Hassrede nachhaltig und zugleich demokratisch eindämmen können: "With most nations facing the Herculean task of fostering a cohesive society of people from diverse backgrounds, I believe that beyond taking down hateful content, civil society actors, researchers and practitioners should look into monitoring online hate speech to explore non-punitive, citizen-centered approaches for reducing online hate speech in the long term."

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