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Jahrgang 1978, Journalistin und Autorin. Sie studierte Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte in Bochum.Texte von ihr wurden unter anderem in der FR, FAZ, auf ZEIT ONLINE und in der Neuen Rundschau veröffentlicht. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik, für die sie regelmäßig über Pop und Kunst schreibt. Außerdem ist die Mitglied der Redaktion von 10nach8, eine Kolumne und ein Autorinnen-Kollektiv bei ZEIT ONLINE.
Einer meiner Lieblingspiqer hat gerade sein zweites und wirklich gutes Buch veröffentlicht. "Eine Formalie in Kiew" ist bei Hanser Berlin erschienen. Drei Gründe, den Autor, Journalisten und Musiker Dmitrij Kapitelman zu einem Gespräch einzuladen.
Wir sprechen über brutale Bürokratien und emotionale Wunden, die die Migrationserfahrung auch 25 Jahre nach der Einwanderung aus Kiew noch reißt. Mit acht Jahren als sogenannter „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland eingewandert, entfremdet diese Erfahrung die Familie, von der dieser Roman erzählt, auch über 20 Jahre nach der Migration. Die Entscheidung des Ich-Erzählers, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, lässt sich auch als Emanzipationsversuch des Protagonisten lesen.
Für die "behördliche Bestätigung einer behördlichen Bestätigung" reist der Protagonist in Dmitrij Kapitelmans Roman in die Ukraine. Dort ist der Autor, Journalist und Musiker 1986 geboren. Der "heimtückische", bewusst sehr schwer gestaltete Einbürgerunsprozess führt den Protagonisten nach Kiew, die Familie wieder zusammen und den Autor Dmitrij Kapitelman zu einer klaren und wütenden Analyse.„Ich habe mich erst als ich mich entscheiden hatte, den deutschen Pass anzunehmen, wieder wie ein Ausländer gefühlt.“
In seinem Debütroman "Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters", der genauso wie sein aktuelles Buch stark autobiografisch gefärbt ist, hat Dmitrij Kapitelman die Beziehung zu seinem Vater in den Vordergrund gestellt. In seinem zweiten, im Februar 2021 bei Hanser Berlin erschienenen, Roman ist es das problematische Verhältnis zu beiden Eltern, das die Handlung antreibt.
Mit bittersüßem Humor, großer Aufrichtigkeit und Lust an der Sprache schildert Dmitrij Kapitelman im Roman und im Gespräch, wie sich die Entfremdung von den Eltern und die "heimische Fremde" anfühlt.
„Wenn ich zu lange nichts auf Russisch lese, dann mache ich mir Sorgen um meine Sprache und somit auch um meine Familie beziehungsweise die Möglichkeit, mit ihnen zu reden. Ich habe immer den Eindruck, ihr hinterherlaufen zu müssen, sie bleibt aber immer schneller als ich.“
Deutschlands letzter R'n'B-Engel
Wie immer versuche ich, die Lesesozialisation meines Gastes nachzuzeichnen. Wir sprechen über Gisela, russische und deutsche Redewendungen und wie Humor und Rap mit Dmitrij Kapitelmans Kunst zusammenhängen. Es geht um magische Momente, den rauen Geschmack von Freiheit, Nazis und Zungenküsse.
Und wie immer sprechen wir auch über die mitgebrachten drei Lieblingstexte von Dmitrij Kapitelman: "Kommt ein Pferd in die Bar" (Hanser) von David Grossman (Hanser Verlag), "Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse" von Thomas Meyer (Diogenes) und "Dort dort" von Tommy Orange (Hanser Verlag).
Quelle: Mascha Jacobs Bild: Christian Werner detektor.fm
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Ganz toller Roman und sehr lustig — dringende Empfehlung!