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Medien und Gesellschaft

Don't blame the filterbubble — es gibt sie gar nicht

Mads Pankow
Journalist und Kulturproduzent
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Mads PankowDienstag, 29.11.2016

Kein kritischer Artikel zum politischen Zeitgeist kommt aktuell ohne den Verweis auf die Filterbubble aus. Social Media liefere uns nur, was wir hören wollen — so die These. Das läge an unserer Freundesauswahl und natürlich an den Algorithmen von Facebook und Google, die im Hintergrund die Nachrichten für uns vorselektierten.

Alles Quatsch, sagt Christoph Behrens und stützt sich dabei auf eine Studie der Universität Oxford. Eine Analyse der Browser-Historien von 50.000 Internetnutzern hätte ergeben, dass die meisten Menschen sich nicht auf die Informationsauswahl durch soziale Netzwerke verließen, sondern ihre favorisierten Nachrichtenportale direkt ansurften.

Dabei wäre es nicht einmal weiter bedenklich, würden sich die Nutzer auf die Vorselektion sozialer Medien verlassen. Hier wäre die Chance mit Meinungen auch abseits des eigenen politischen Spektrums konfrontiert zu werden, deutlich höher als auf Nachrichtenportalen.

Im Fachblatt Science erschien vor kurzem eine Studie, die belegte, dass die Algorithmen von Facebook nur 5-8% der Artikel der politischen Gegenseite aussortierten. Doch einen Artikel unter 20 auszublenden, macht noch keine Meinungsblase.

Das Harward Bussines Review stellte das nahe liegende fest: Der zentrale Selektionsfaktor für Meinungen, die uns täglich im Netz begegnen, sei unser Bekanntenkreis. Eine Erkenntnis, die auch schon vor den sozialen Medien galt.

Die mediale Filterbubble hat sich durch die sozialen Medien also eher geöffnet als geschlossen. An Kneipentischen und in Parteipostillen fand die Meinungsbildung früher noch deutlich widerspruchsärmer statt als heute im Netz.

Eine vollständig informierte und reflektierte, gar objektive Meinung bleibt natürlich Wunschdenken. Ein Mensch kann seine Welt nur perspektivisch, geprägt durch seine eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten, wahrnehmen. Ob man für diese Erkenntnis die Philosophen Thomas Nagel und Martin Heidegger bemühen muss, wie Christoph Behrens es tut, bleibt fraglich. Richtig ist sie trotzdem.

Don't blame the filterbubble — es gibt sie gar nicht

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