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Literatur

Rich Kids, und wie sie loszogen, die Literatur zu verändern

Lena Gorelik
Autorin
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Lena GorelikSonntag, 10.12.2017

"Rich Kids of Literature", wenn man das so liest, oder wenn ich das so lese, und was im Kopf dann sofort passiert. Rich Kids, das klingt ja nicht gerade sympathisch, und wenn die was mit Literatur wollen, dann ist es per se eine Provokation, weil Autoren natürlich arm sind, so was passiert dann im Kopf. Und dann beginnt der Text auch noch mit "Zeitalter der Ultraromantik", ein Sammelsurium an Fragwürdigkeiten in Überschrift und Vorspann.

Der Autorin des Textes ging es wohl mit den Rich Kids ähnlich, stellt man nach einigen Absätzen fest, weshalb sie diese feine ironische Art hat, ihre Verwunderung in diese Beschreibung der besagten "Rich Kids of Literatur" einfließen zu lassen, das macht das Lesen angenehm und lässt einem den Raum, an eigene Vorurteile zu stoßen. Die "Rich Kids of Literature", wie sie sich selbst nennen, haben sich nichts Geringeres vorgenommen als das: Die deutsche zeitgenössische Literatur zu revolutionieren. Dass diese öde sei und konservativ, und um sich selbst kreist, oder wie einer der Rich Kids sagt "um Berlin, Drogenexzesse oder die Orientierungslosigkeit unserer Generation", ist ja nicht neu und wird seit Jahren in Feuilletons beklagt und bejammert. Das wollen die Rich Kids nun ändern und damit den gesamten Literaturbetrieb.

Dazu bringen sie ein Magazin heraus ("Das Wetter - Magazin für Text und Musik") und veranstalten eine Lesereihe, die sich bedeutungsvoll "Ist das noch Literatur?" nennt. Dort dürfen dann junge, man könnte sagen: hippe Autoren wie Kat Kaufman oder Helene Hegemann auftreten, die mit Schnaps, Lametta und DJ-Sets präsentiert werden. Und sie haben ein Manifest herausgebracht, in dem das "Zeitalter der Ultraromantik" herauf beschworen wird, dem auch eine Ultralist beileget ist, auf der sich Autoren wie Christian Kracht und Jakob Nolte finden. 

Das klingt gewagt, selbstbeweihräuchernd, versucht, innovativ, mutig und absurd zugleich, oder wie die Autorin des Textes, die die selbst ernannten Rich Kids im Prenzlauer Berg auf ein Bier traf und ebendiese Begegnung beschreibt ("Pelzmantel, Vintage-Bluse, Röhrenjeans"), sagt: 

"Die Flughöhe, auf der sich das Vorhaben bewegt, ist also in etwa diese: Selbstbekranzung und Totalerneuerung im Champagnerrausch." 

Das Schöne an diesem Text ist: Dass die Autorin nicht nur die Rich Kids in Frage stellt, indem sie sie einfach so beschreibt, wie sie ihr begegnen, sondern eben auch die eigene Vorstellung von dem, was diese sein wollen oder bewirken könnten, von dem, was Literatur vermag. Um am Ende zur Erkenntnis zu gelangen:

"Ob die Ultraromantik nun das Allheilmittel ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bring sie neue Impulse in die Literaturszene und stößt Veränderung an. Ob durch Experimente, Provokation oder Idiotie ist dann doch eigentlich egal."
Rich Kids, und wie sie loszogen, die Literatur zu verändern

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Kommentare 1
  1. Andreas Merkel
    Andreas Merkel · vor 7 Jahren

    Sehr schöner Tipp! Weiterführende Empfehlung: Der Song "Super Rich Kids (featuring Earl Sweatshirt)" von Frank Ocean.

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