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Der Historiker und Germanist hat zunächst als Verlagslektor gearbeitet und wechselte dann zur Zeitung, genauer: zur Süddeutschen Zeitung. Dort war er in dern 80er und 90er Jahren tätig als Sachbuchredakteur und Feuilleton-Chef. Von dort wechselte er als Programmgeschäftsführer zum S.Fischer-Verlag. Als Sachbuchautor blieb er der SZ jedoch weiterhin verbunden und arbeitete ihre Anfangszeit, sowie die Biografie des Mitbegründers Franz Josef Schöninghs auf.
Schon Jahre zuvor griff er diese Fährte auf. Robert Darnton, mittlerweile legendärer Mitbegründer des „cultural turn“, einer neuen Methode der Kulturgeschichte, die sich den meist übersehenen Kräften der Unterschichten und ihrem Einfluss auf die Gesellschaft widmet, stellt erneut die Dinge auf den Kopf. Sah er in eben diesen Unterschichten eine ganz wesentliche revolutionäre Triebkraft im Vorfeld der französischen Revolution, so kommt er nun bei der Bewertung von Zensoren beim Machterhalt des vorrevolutionären Ständestaats wiederum zu einem völlig neuen Befund. Gemeinhin verstehen wir unter Zensur eine willfährige Bürokratie, die mittels Eingriffen in die Buchpublikation jedwede Systemvorgabe hilft umzusetzen. Nur so könne Kommunikation wesentlich gesteuert werden. Ganz anders Darnton in seiner Abhandlung über Geschichte der Zensoren, der als tragendes Moment nicht die Unterdrückung von Texten sieht, sondern vielmehr auf eine Kooperation verweist.
Anhand von Briefen des frühen 18. Jahrhunderts belegt er, was sich in Frankreich in den Hinterzimmern, bei geheimen Missionen, Verhören, im Denken der Zensoren abspielte. Weil sich in den Archiven aber keine Quellen über das „Wie“ der Zensur fand, dechiffrierte er vielmehr das „Was“. So arbeiteten bis zur königlichen Genehmigung der Texte „Autoren wie Zensoren in einer Grauzone“ zusammen, verbunden überdies durch ihr akademisches Milieu. Beide Parteien glichen sich in ihrem Ziel der Stärkung ihres Einflusses, Prestiges. Die Zensoren wollten auf keinen Fall ihren Status als – auch materiell abgesicherte – Gutachter und Fachautorität untergraben, so sie Konflikten mit den Machthabern aus dem Weg gingen. Darnton geht sogar soweit, als er „ideologische Polizeiarbeit“ der Zensoren bestritt, vielmehr seien es die staatlichen und kirchlichen Instanzen gewesen, die die Konformität von oben absicherten. Die Quellen gewähren dabei erstaunliche Einblicke, wie wenig die Regierung über Art und Ausmaß illegal publizierter Bücher, noch über deren Vertriebswege Bescheid wusste. So gewinnt die literarische Unterwelt Frankreichs als eigentliche Drehscheibe der Aufklärung einen ganz neuen Stellenwert.
Auch die britische Kolonialzensur in Indien, die sich nur auf eine post festum praktizierte Repression beschränkte wie auch erstmals ausgewertete Briefe und Sitzungsprotokolle von DDR-Kulturgremien bestätigen die Einschätzung kooperationswilliger Zensoren. Auch hier dominierten letztlich die Regieanweisungen höherer staatlicher Instanzen. So wendet sich der amerikanische Historiker gegen einen Zensurbegriff als autonomes Phänomen, manifestiert ausschließlich durch Zwang. Keine Literatur könne durch Zwang funktionieren und „in Mischform können Literatur und Zensur durchaus als deckungsgleich erscheinen“. So seien gerade in der DDR Zensoren wie Autoren vielfach gemeinsam an der Erstellung von Texten beteiligt gewesen.
Robert Darnton offeriert hier eine ethnographisch völlig neue Innensicht, die Zensur zwar äußerlich als Kontrollsystem versteht, die jedoch Institutionen durchdringt, die Psyche mitbestimmt und damit Unbewusstes beeinflusst. Faszinierend, wie derlei akribische Archivarbeit ein schlichtweg übersehenes Innenleben einer wirkungsmächtigen Instanz plastisch teilhaben lässt.
Quelle: Robert Darnton randomhouse.de
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