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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Der Name des Ortes Srebrenica in Ostbosnien ist weltweit zu einem Synonym geworden: für das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges und für einen neuen Völkermord in Europa nach dem Holocaust. Doch zweieinhalb Jahrzehnte nach der systematischen Ermordung von mehr als 8.000 Menschen in und um Srebrenica, fast ausschließlich Männer und Jungen, sind Bosnien-Herzegowina und die internationale Gemeinschaft immer noch weit entfernt von einer vollständigen Aufarbeitung des Völkermordes, von einer juristischen Verfolgung der Täter, von Gerechtigkeit für die Überlebenden. Die obersten Organisatoren und Verantwortlichen für den Völkermord, darunter Radovan Karadžić und Ratko Mladić, wurden verurteilt, allerdings ziehen sich die Prozesse gegen viele andere Täter und Komplizen hin, viele sind sogar frei; sie leben vor allem in Serbien unbehelligt. Mehr noch: In den vergangenen Jahren ist die Leugnung des Völkermordes und des Ausmaßes des Verbrechens in der Republika Srpska, dem serbischen Landesteil Bosnien-Herzegowinas, und in Serbien immer stärker geworden; die Leugnung geht dabei von ganz oben aus, von den Staatsspitzen in der Republika Srpska und Serbien – was, anders als die Leugnung des Holocaustes, international keinen Skandal provoziert. Einzig die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an den notorischen Völkermordleugner Peter Handke führte vergangenes Jahr zu einer größeren Kontroverse, die allerdings leider nicht zur Folge hatte, dass ihm der Preis aberkannt wurde. Mein Kollege Eberhard Rühle und ich haben für einen Film für arte Re: in diesem Jahr Überlebende des Völkermordes in Srebrenica und Tuzla getroffen. Wir waren mit ihnen an den Orten der Verbrechen, haben sie zum ICMP, das Institut zur Identifizierung der Ermordeten in Tuzla, begleitet und mit ihnen über die immer schamlosere Leugnung des Völkermordes gesprochen. TV arte strahlt den Film am Montag um 19:40 Uhr aus. Auf der arte-Webseite ist er ab heute bis zum 9.1.2021 verfügbar.
Quelle: Eberhard Rühle/Keno Verseck Bild: arte.tv Videostill www.arte.tv
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