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Poker und Geldwäsche: Der "Glücksspielkönig" im Balkan-Musterländle Montenegro

Keno Verseck
Journalist

geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.

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Keno VerseckSamstag, 15.12.2018

Ein Pokerspieler aus dem organisierten Verbrechen kauft sich in einem Zwergstaat einen Botschafterposten, um ungehindert durch die Welt reisen zu können und in seinem Entsendeland Millionen zu waschen. Es klingt nach einem B-Movie, aber es ist eine reale Geschichte in Europa. Ihre Hauptfigur heißt Paul Phua (54), ein chinesisch-malaysischer Pokerspieler, dem die Medien nicht genug Superlative anhängen können. Sie reichen von "lebende Pokerlegende" über "König des internationalen Glücksspiels" bis hin zu "weltgrößter Buchmacher". Doch eigentlich geht es in dieser Geschichte um Montenegro. Genauer gesagt, darum, wie Phua, dessen Person seit Jahren Gegenstand von Ermittlungen zum internationalen organisierten Verbrechen ist, sich bis in die höchsten Kreise des kleinen Adria-Staates einkauft - als Millionär und Botschafter des Zwergstaates San Marino, wo er wegen Bestechung vor Gericht steht. Montenegro gilt geopolitisch eigentlich als Musterland des Westbalkan und ist derzeit der am weitesten fortgeschrittene EU-Beitrittskandidat der Region. Tatsächlich ist das 650.000-Einwohner-Land eine Art Privatstaat seines Präsidenten Milo Ðukanović und macht seit Jahren immer wieder Schlagzeilen wegen Drogenhandels, Zigarettenschmuggels und Anschläge auf Journalisten. Die investigative Recherche über Phua und Montenegro beschreibt unter anderem, wie Phua als Investor eines Luxus-Hotels Zugang zur Elite des Landes bekommt, einschließlich des Regierungschefs Duško Marković, Ex-Geheimdienstchef und heute rhetorisch ein glühender Pro-Europäer. Und das ist das Atemberaubende an dieser Geschichte: die Schamlosigkeit und die ungeheure kriminelle Energie, mit der Montenegros Offizielle, die vorgeben Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verpflichtet zu sein, gemeinsame Sache mit dem internationalen organisierten Verbrechen machen. Auf dem Titelfoto sind im Vordergrund übrigens Marković (2.v.l.) und Phua (1.v.l) zu sehen.

Poker und Geldwäsche: Der "Glücksspielkönig" im Balkan-Musterländle Montenegro

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