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geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Heute vor 72 Jahren endete in Deutschland der Zweite Weltkrieg. Es hat lange gedauert, aber man kann inzwischen wohl sagen, dass im offiziellen Deutschland ein weitgehend angemessener Ton herrscht, wenn es um die Opfer der unbeschreiblichen Verbrechen geht, die unter Hitlers Herrschaft begangen wurden. Leider gibt es, jedenfalls nach meinem Empfinden, eine Ausnahme: die sowjetischen Menschen und insbesondere die sowjetischen Soldaten. Im Zweiten Weltkrieg sind etwa 27 Millionen Bürger der Sowjetunion gestorben, davon ungefähr zwölf Millionen Soldaten. Letztere machen fast die Hälfte aller Soldaten aus, die weltweit im Zweiten Weltkrieg umgekommen sind. Ich glaube, man kann sagen, dass ohne dieses maßgebliche, entscheidende Opfer der Faschismus noch sehr viel länger gewütet, wenn nicht auf bestimmte Zeit gesiegt hätte. Ich kann - trotz Stalin, trotz des kommunistischen Totalitarismus und auch trotz der Verbrechen, die Rotarmisten begangen haben - nicht umhin, daran zu denken, dass auf deutsche Initiative und durch deutsche Verbrechen von 1941 bis 1945 jeder siebte Bürger der Sowjetunion getötet wurde. Ich kann nicht umhin, unendlichen und zutiefst demutsvollen Respekt für die zwölf Millionen toten Sowjetsoldaten zu empfinden. Und mir scheint, es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen zwölf Millionen toten Soldaten und unseren vollen Fleischtöpfen und unserer Freiheit. Auch wenn Bundespräsident Gauck letztes Jahr erstmals angemessene Worte für die sowjetischen Kriegsopfer fand, wenn auch nur schriftlich, so finde ich, dass Deutschland von einem angemessenen, würdigen Gedenken an sie weit, sehr weit entfernt ist. Eigentlich, denke ich, müsste ein deutscher Bundespräsident oder Kanzler jedes Jahr am 8. Mai oder am 22. Juni vor einem sowjetischen Ehrenmal niederknien. Vielleicht könnten es wenigstens ein Kranz und ein schweigendes Gedenken sein. Es gibt kaum gute Texte zu diesem Thema. Einer davon ist dieser, erschienen bereits vor drei Jahren.
Quelle: Christoph Dieckmann zeit.de
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Beide Texte sind lesenswert, und als jemand, der auch aus dem genannten Impuls heraus Jahre in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion verbracht hat, und dabei auf viel Unverständnis in Deutschland stieß, würde ich keinesfalls widersprechen.
Empathie ist allerdings nicht alles, wie der krasse Kontrast der Terminologie der Texte Versecks und Dieckmanns demonstriert: Verseck spricht korrekt von Sowjetsoldaten und Sowjetunion, während Dieckmanns Text vom Januar 2014 zwar empathisch und glaubhaft argumentiert, aber in der gefährlich orientalisierenden Gleichsetzung von "Sowjetunion" und "Russland" verfangen ist - beide Begriffe werden wild durcheinandergeworfen, bis hin zum expliziten moralischen Impuls im Bezug auf das moderne Russland (und nur dieses!).
Diese - nicht zufällig entstandene, sondern durch totalitär-koloniale Strategien hervorgerufene - Denkweise war...
...leider bis 2014-2015 in Deutschland weit verbreitet (und ist es außerhalb besonders informierter Zirkel wohl auch noch). Es war diese Denkweise - der moralische Impuls vor einem abstrakten "Russland", verbunden mit einer mangelnden Empathie für diejenigen, für die der Einmarsch der Roten Armee der Wechsel einer Diktatur zur anderen bedeutete - der eine Schneise für die deutsche Unterstützung oder zumindest Duldung von Putins Massenmord in der Ukraine öffnete.
Wenn das Gedenken ist, dann ist es ein falsches, gefährliches Gedenken, das mehr der Gewissensbefriedigung des Gedenkers dient, als dem Gedachten. Empathie und kritisches Verstehen-wollen: ja - romantisierender Orientalismus: nein, danke.
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