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Feuilleton vs. Rap: Die Spiegel-Coverstory spaltet, wo sie versöhnen könnte

Katharina Kunath
Freie Journalistin

Freie Journalistin aus Berlin, CvD bei Say My Name x bpb und seit Dezember 2021 Mitglied der piqd-Redaktion.

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Katharina KunathFreitag, 31.01.2020

Der Spiegel hat sich in seiner aktuellen Ausgabe mit dem Phänomen Deutschrap beschäftigt. Das klingt erst mal gut. Auf den sozialen Netzwerken breitete sich allerdings schnell Empörung aus, weil das Magazin mit Gzuz einen Akteur als Cover-Held gewählt hat, der im vergangenen Jahr nicht durch sein Rap aufgefallen ist, sondern durch schwere Anschuldigungen seiner langjährigen Lebensgefährtin.

Die Medien veröffentlichen Artikel zum Thema, Abmahnungen machten die Runde, die Artikel verschwanden – es blieb ein schlechtes Gefühl. Viele Rap-Fans fragten sich, ob es moralisch überhaupt noch vertretbar sei, die Musik des Hamburgers zu hören. Sollte ein Medium wie der Spiegel so jemandem, nur wenige Monate nach dem Vorfall, eine Plattform geben, wurde jetzt gefragt. Es sei ja nicht so, dass es keine anderen Gangsterrapper gäbe, die die gleiche Form der Selbstinzenierung wählen und dadurch ebenso passende, wenn nicht passendere Galionsfiguren seien. 

Ich erwähne das, weil das Cover dadurch schon für Diskussionen im Netz gesorgt hat, ganz unabhängig von der textlichen Ebene. 

Doch auch die ist leider kritisch zu betrachten, wie Stefan Sommer nun treffend in einem Meinungstext für Puls aufgeschrieben hat. Was eine Versöhnung zwischen Alt und Jung hätte werden können, schreibt Sommer, werde zur Spaltung. 

Das liege vor allem an der herablassenden Beschreibung der Musiker, die zwar vortrefflich zur Selbstinszenierung eines Gzuzs oder Bones MC passt – aber jegliches empowernde Potential des Genres unterschlage. 

Kaum eine Gelegenheit lässt der Artikel aus, um klar zu machen, welche einfachen Geister auf die empfindsamen Bürgerkinderseelen einwirken: Rapper werden hier als triebgesteuerte, "dauerkiffende", "unedle Wilde" beschrieben. Letzteres ist übrigens eine Anlehnung an einen Begriff des Philosophen Jean-Jacques Rousseau, der auf seine Vorstellung von unterentwickelten Ureinwohnern französischer Kolonien zurückgeht. Eine problematische Theorie, die Rassismus legitimiert hat.

Anstatt dem Spiegel-Leser objektiv zu vermitteln, warum die eigenen Kinder zu den Zeilen der Rapper mitgrölen, würde die oberflächliche Neutralität ständig durch Vorurteile und Wertungen gebrochen, schreibt Sommer – und zwar auf äußerst problematische Weise. Man muss ihm recht geben.

Feuilleton vs. Rap: Die Spiegel-Coverstory spaltet, wo sie versöhnen könnte

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