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Kurator'in für: Europa Fundstücke Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953, geboren in Bünde/Westfalen. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Bielefeld und Marburg/Lahn ab 1989 Leiter des Industrie- und Sozialpfarramtes des Kirchenkreises Herne. Von 2007 bis 2009 Referent für Sozialethik an der Evangelischen Stadtakademie Bochum. Von 2009 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments (DIE LINKE). Mein persönliches Highlight im EP: Ich war Berichterstatter für die Zahlungskontenrichtlinie, die jedem legal in der EU lebenden Menschen das Recht auf ein Bankkonto garantiert. Seit 2014 freiberuflich tätig. Publizist. Diverse Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Publikationen, seit Dezember 2016 Herausgeber des Europa.blog und seit Juni 2020 auch Herausgeber des "Ruhrpott Podcast".
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Vor nicht allzu langer Zeit sah Olaf Scholz sich genötigt, von einer Zeitenwende zu reden. Die scheint es wirklich zu gegen. Allerdings in einem anderen, in einem erfreulicheren und produktiven Sinne, als der Bundeskanzler seine Rede von der Zeitenwende meinte.
Da ist zunächst der Antisemitismus-Skandal der Documenta. Und der ist keineswegs als „Ausrutscher“ zu sehen, wie Daniel Hornuff in seinem Artikel „Antisemitismus in der Kunst: Die documenta-Dämmerung“ in DIE ZEIT vom 21.06.2022 herausstellte. Der Antisemitismus ist ein Faden, der sich – mal sichtbarer, mal kaum sichtbar – von Anfang an durch die Documenta schlängelt. Bereits ziemlich genau ein Jahr vor diesem Artikel – am 19.06.2021 – hatte Ingo Arend in der taz unter dem Titel „Der Neuanfang, der keiner war“ auf die Naziverstrickungen der frühen Documenta hingewiesen.
Für die Documenta dürfte dieser Skandal eine Zeitenwende sein, die für sie entweder das Ende bedeutet oder die zu einer konsequenten Aufarbeitung ihrer Naziverstrickungen und zu einem Neuanfang führt.
Nur vier Tage vor dem Artikel von Hornuff zur Documenta erschien – ebenfalls in DIE ZEIT – ein weiterer Artikel über eine verspätete Vergangenheitsaufarbeitung: „Henri Nannen: Nannen Preis wird in diesem Jahr umbenannt“. Hintergrund der hier berichteten Entscheidung ist, dass Nannen während der nationalsozialistischen Diktatur für eben diese antisemitischen Propagandapublikationen produzierte. Zu einer angemessenen Einordnung von Nannen verweise ich auf den piq von Dirk Liesemer „Warum die Debatte um Henri Nannen bisher zu kurz greift“.
Nun zu meiner eigentlichen Leseempfehlung. Für sich genommen, wäre dieser Artikel keine Empfehlung wert gewesen, ohne das berichtete Ereignis in seiner Bedeutung schmälern zu wollen. Im skizzierten Kontext halte ich den Artikel allerdings für erwähnenswert. Christoph Schmidt-Lunau erläutert in diesem Artikel für die taz die Entscheidung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre nach dem GEW-Gründungsvorsitzenden benannte Forschungsstiftung, die „Max-Traeger-Stiftung“, umzubenennen. Auch hier spielt die „Naziverstrickung“ des Namensgebers und GEW-Gründungsvorsitzenden die entscheidende Rolle.
Diese drei Ereignisse zeigen, dass die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur noch lange nicht abgeschlossen ist. Erfreulich oder erleichternd ist an dieser aktuellen Entwicklung aus meiner Sicht, dass die Aufarbeitung offensichtlich weitergeht und in eine neue Phase gekommen ist, in eine Phase, die m. E. auch jetzt erst möglich ist. Aber dass sie jetzt erst möglich wird, heißt nicht, dass es selbstverständlich ist, dass sie tatsächlich stattfindet. Dass sich nun gesellschaftliche Institutionen, wie die genannten – sei es freiwillig oder durch gesellschaftlichen Druck, wie im Fall der Documenta – mit ihren nationalsozialistischen Verstrickungen erneut auseinandersetzen und zumindest in zwei der drei Fälle zugleich auch Konsequenzen nach sich ziehen, lässt sich als Zeichen dafür lesen, dass der Teil der deutschen Gesellschaft mit Nazihintergrund (dazu noch der Hinweis auf den Kommentar von Susanne Beyer „Wir sind die Menschen mit Nazihintergrund“ im Spiegel vom 25.06.2022) sich nun endlich von seinen Naziverstrickungen zu lösen beginnt und damit – hoffentlich – resilienter wird gegen Nationalsozialismus und Faschismus.
Als Ausdruck dieser Entwicklung, die sich als Zeitenwende verstehen lässt, halte ich den hier empfohlenen Artikel – wie auch die anderen erwähnten – für lesenswert.
Quelle: Christoph Schmidt-Lunau Autor Bild: Austrian Archives... taz.de
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Deine Zusammenstellung ist aufschlussreich. Ja, es gibt jetzt diese Auseinandersetzung, die aber zuweilen droht, in Furor umzuschlagen.
Der von Henri Nannen gegründete Kisch-Preis kam in die zweite Reihe, weil Kisch zuweilen auch als kommunistischer Agitator wirkte und manchmal auch etwas erfand. Dass Henri Nannen ein Nazi-Agitator war, das war dem Flüchtling Willy Brandt bekannt, obwohl jetzt mehr herauskommt. Dennoch arbeiteten beide zusammen.
Was wiegt mehr bei Kisch, seine Texte, die sogar - ungewöhnlich für einen Journalisten - in einer Werkausgabe gesammelt worden sind oder einige Verfehlungen? Zählt die Arbeit Nannens für die Demokratie mehr als seine Verfehlungen als ehrgeiziger junger Mann?
Für Aufklärung bin ich, denke aber zuweilen auch an Brechts AN DIE NACHGEBORENEN: https://www.lyrikline....
Wer weiß, wie diejenigen, die jetzt für oder gegen die Lieferung schwerer Waffen trommeln, in 50, 60 Jahren beurteilt werden?
Als untaugliche Personen, weil sie sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machten oder als weitsichtige Publizisten? Oder werden die anderen verurteilt, weil sie den Krieg ins Gigantische vergrößerten oder gelobt, weil sie einen Diktator mit Atomwaffen stoppten?